UN: Humanitäre Hilfe nach Bruch der Waffenruhe in Äthiopien gefährdet

UN: Humanitäre Hilfe nach Bruch der Waffenruhe in Äthiopien gefährdet
Nach einer mehrmonatigen Waffenruhe kommt es wieder zu Kämpfen in der äthiopischen Krisenregion Tigray. Das gefährde die Versorgung von Millionen Menschen, warnten die Vereinten Nationen.

Rom, New York (epd). Nach dem Bruch der Waffenruhe in Äthiopien warnen die UN vor einer Verschärfung der humanitären Lage in der Krisenregion Tigray. Millionen Menschen würden weiter in den Hunger getrieben, sagte der Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, am Donnerstag in Rom.

Nach einer mehrmonatigen Waffenruhe hatte sich die äthiopische Armee am Mittwochmorgen wieder Gefechte mit Kämpfern aus der Krisenregion Tigray geliefert. Beide Konfliktparteien wiesen sich gegenseitig die Schuld für den Bruch der seit März geltenden Waffenpause zu.

Beasley sagte, die Feuerpause habe es dem WFP und Partnerorganisationen ermöglicht, fast fünf Millionen Menschen in Tigray zu erreichen. „Gestern wurde diese Lebensader durchtrennt“, sagte er. Zuvor hatten sich auch der UN-Generalsekretär António Guterres und der Kommissionsvorsitzende der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, besorgt über die Wiederaufnahme der Kämpfe geäußert.

Der WFP-Direktor prangerte auch die Entwendung von mehr als einer halben Million Liter Benzin aus dem Lager des UN-Hilfswerkes in der Stadt Mekelle an. Am Mittwochmorgen habe eine nicht näher benannte Gruppe „bewaffneter Männer“ zwölf Tanklastwagen beschlagnahmt. Ohne das Benzin könne das WFP keine Nahrung, Dünger und Medizin mehr in Tigray verteilen, warnte Beasley.

Der Krieg in Äthiopien hatte im November 2020 in der Region Tigray begonnen, wo ein Machtkampf zwischen der dort herrschenden Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) und der äthiopischen Zentralregierung eskaliert war. Die Kämpfe weiteten sich nach und nach auch auf angrenzende Regionen aus. Ende März hatte die äthiopische Zentralregierung eine humanitäre Feuerpause angekündigt, die von der Volksbefreiungsfront von Tigray angenommen wurde. Seitdem gab es laut Medienberichten auch Vorbereitungen für Friedensgespräche.

Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, darunter der Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe, Angriffe auf Zivilisten und die Blockade humanitärer Hilfe. Nach UN-Angaben hungern etwa 5,2 Millionen Menschen in der nördlichen Tigray-Region.