Care besorgt über Frühverheiratung von Mädchen in Afghanistan

Care besorgt über Frühverheiratung von Mädchen in Afghanistan

Die Hilfsorganisation Care ist besorgt über die Zahl der Früh- und Zwangsehen in Afghanistan. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung gaben zwölf Prozent der befragten Haushalte an, eine minderjährige Tochter verheiraten zu müssen, um die Familie ernähren zu können, erklärte die Hilfsorganisation in Bonn. Auch bei der Ernährung machen Frauen demnach wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage Abstriche.

Für den Bericht hatte Care nach eigenen Angaben 345 Frauen zwischen April und Mai 2022 in verschiedenen Regionen des Landes befragt. Demnach berichteten rund 87 Prozent der Befragten, dass ihr Haushaltseinkommen seit August 2021 zurückgegangen sei. Dafür verantwortlich seien der fehlende Zugang zu Bargeld, der Verlust des Arbeitsplatzes und eine Dürre.

Viele der Befragten gaben laut Bericht an, weniger zu essen, um mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auszukommen. So hätten 80 Prozent der Frauen in den zwei Wochen vor der Erhebung mindestens eine Mahlzeit ausgelassen, etwa zugunsten ihrer Kinder. 84 Prozent berichteten zudem, auf günstigere Lebensmittel von minderer Qualität zurückgreifen zu müssen, um die Grundbedürfnisse des Haushalts decken zu können.

In Afghanistan hatten die Taliban Mitte August 2021 die Macht übernommen. Seitdem hat sich die Wirtschaftskrise in dem Land am Hindukusch verschärft, unter anderem wegen der Sanktionen westlicher Staaten gegen die islamistischen Taliban. Die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben wurde unter den neuen Machthabern stark eingeschränkt. Care forderte, die geschlechtsspezifischen Gegebenheiten bei der humanitären Hilfe stärker in den Blick zu nehmen.