Mexiko: Ex-Staatsanwalt wegen verschwundener Studenten verhaftet

Mexiko: Ex-Staatsanwalt wegen verschwundener Studenten verhaftet

Mexiko-Stadt (epd). Knapp acht Jahre nach der Verschleppung von 43 Studenten in Mexiko ist der damalige Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam verhaftet worden. Der Jurist wird beschuldigt, in den Ermittlungen dafür gesorgt zu haben, dass die Hintergründe des Verbrechens nicht ans Licht kommen. Zudem sei gegen 20 hochrangige Militärs, 5 bundesstaatliche Amtsträger, 44 Polizisten und 14 Mitglieder der kriminellen Organisation Guerreros Unidos Haftbefehl erlassen worden, teilte die oberste Strafverfolgungsbehörde am Freitag (Ortszeit) mit. Ihnen wird Folter, Mord, Verschwindenlassen und organisierte Kriminalität vorgeworfen.

Die Studenten des Lehramtsseminars Ayotzinapa waren in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 in der südmexikanischen Stadt Iguala von den Kriminellen sowie Polizisten verschleppt worden und nie wieder lebend aufgetaucht. Nur wenige Monate nach dem Verbrechen erklärte Murillo Karam, der von 2012 bis 2015 Generalstaatsanwalt war, den Fall für erledigt. Er sprach von einer „historischen Wahrheit“, nach der ausschließlich lokale korrupte Beamte sowie die Guerreros Unidos für die Tat verantwortlich seien. Diese hätten die Männer auf einer nahegelegenen Müllhalde verbrannt.

Spätere Recherchen einer unabhängigen internationalen Expertengruppe ergaben jedoch, dass es für diese Version des Tatverlaufs keine glaubwürdigen Beweise gibt. Spuren für ein entsprechendes Feuer seien beispielsweise nicht zu finden, mutmaßliche Täter seien gefoltert worden.

Am Donnerstag (Ortszeit) hatte eine Wahrheitskommission, die nach dem Amtsantritt des Präsidenten Andrés Manuel López Obrador 2018 gegründet worden war, ihren ersten Bericht veröffentlicht. Das Gremium kam wie auch zuvor die Expertengruppe zu dem Schluss, dass gezielt Beweise und der mutmaßliche Tatort manipuliert wurden. Weitere Ermittlungen weisen darauf hin, dass bundesstaatliche und föderale Polizeieinheiten sowie Militärs in das Verbrechen involviert waren.

Bis heute ist unklar, was mit den Studenten genau passiert ist. Nur drei von ihnen wurden anhand sterblicher Überreste identifiziert. Von den 40 weiteren verschwundenen Männern fehlt jede Spur.