Polizisten nehmen Bischof in Nicaragua fest

Polizisten nehmen Bischof in Nicaragua fest

Mexiko-Stadt, Matagalpa (epd). Nicaraguanische Sicherheitskräfte haben den Bischof und Regimekritiker Rolando Álvarez festgenommen. Polizisten seien in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) in den Bischofssitz eingedrungen und hätten Álvarez mitgenommen, informierte die Diözese der Stadt Matagalpa auf Facebook. Lokalen Medien zufolge nahmen die Beamten auch mehrere Pfarrer und andere Mitstreiter des Geistlichen fest, die sich in dem Gebäude aufgehalten hatten.

Álvarez gilt als einer der schärfsten Kritiker des Präsidenten Daniel Ortega. Er konnte seinen Sitz schon über zwei Wochen nicht verlassen, weil er sich im Hausarrest befand. Das autoritäre Regime wirft dem Bischof vor, gewalttätige Gruppen organisiert zu haben, um den Staat zu destabilisieren. Nachdem die Kirchenglocken geläutet hatten, näherten sich Angaben des Online-Portals „Artículo 66“ zufolge Hunderte von Anhängern des Geistlichen in der Nacht dem Sitz, um Álvarez zu beschützen.

Die Sicherheitskräfte gehen derzeit massiv gegen die katholische Kirche in Nicaragua vor. Jüngst wurde eine Prozession verhindert, bereits Anfang August wurden sieben Radiosender der Diözese Matagalpa geschlossen. Polizisten drangen in Pfarrhäuser ein, hielten die Gebäude besetzt und gingen gewaltsam gegen Pfarrer und Mitarbeiter vor. Zuvor wurden bereits Nonnen des Mutter-Teresa-Ordens des Landes verwiesen.

Das Verhältnis zwischen Regierung und Kirche ist seit 2018 angespannt. Damals waren Oppositionelle gegen das Regime auf die Straße gegangen. Ortega reagierte mit Gewalt, mindestens 328 Menschen starben. Zahlreiche Pfarrer schützen die Demonstranten. Seitdem geht das Regime massiv gegen seine Gegner vor. Rund 1.300 Nichtregierungsorganisationen wurden verboten, 150.000 Menschen sind aus dem Land geflüchtet.