Antisemitismusbeauftragter beklagt "Sommer der Schande"

Antisemitismusbeauftragter beklagt "Sommer der Schande"

Wiesbaden (epd). Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker hat ein stärkeres gesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus gefordert. „Dieser Sommer ist ein Sommer der Schande. Immer wieder stockt einem der Atem“, sagte der CDU-Politiker und Staatssekretär am Donnerstag in Wiesbaden. Er beklagte antisemitische Darstellungen auf der documenta fifteen, verbale Ausfälle einzelner Künstler, Veranstaltungen der zum Boykott Israels aufrufenden Organisation BDS und eine Relativierung des Holocausts durch Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

„Solange wir als Gesellschaft den israelbezogenen Antisemitismus nicht ächten, wird er weiter seinen Weg in Veranstaltungshallen, Hörsäle oder Ausstellungen bei uns finden“, warnte der Beauftragte der hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus. Von den jüngsten Äußerungen des Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde „mit dessen schrecklichem Holocaustvergleich in Berlin“, über die Aktivitäten der antisemitischen BDS-Bewegung bis hin zu israelfeindlichen Stichwortgebern in Teilen von Kunst, Kultur und Wissenschaft führe ein rotes Band. Dieses müsse man „endlich als rote Linie definieren“, fügte Becker hinzu.

Die Abwehrmechanismen gegen Antisemitismus funktionierten zumindest dort einigermaßen, wo dieser sich explizit und für jeden erkennbar gegen jüdisches Leben in Deutschland richte, sagte Becker. Es fehle aber an Entschiedenheit im Kampf gegen den israelbezogenen Judenhass. Mit jeder Kritik an Israel solle die rote Linie in Richtung israelbezogener Antisemitismus verschoben werden. „Antisemitismus soll auf diese Weise politisch salonfähig gemacht werden und dagegen müssen wir uns als Gesellschaft wehren“, fuhr Becker fort, der als Europa-Staatssekretär der hessischen Landesregierung angehört.