Nachfolgeangebot für 9-Euro-Ticket gefordert

Nachfolgeangebot für 9-Euro-Ticket gefordert
Ein Nachfolgeangebot für das beliebte 9-Euro-Ticket ist nicht in Sicht. Aber die Rufe nach einer günstigen Fahrkarte für den Nahverkehr werden lauter. Die Bundesregierung nimmt die Länder in die Pflicht.

Berlin (epd). Die Rufe nach einer Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket werden lauter. Auch aus der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP kommt die Forderung nach einem solchen Angebot: Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag): „Wir brauchen ein bundesweites, günstiges Nahverkehrsticket“. Die Bundesregierung hielt sich bedeckt, spielte aber den Bundesländern den Ball zu. Derweil wurde bei einer Protestaktion vor dem Finanzministerium Ressortchef Christian Lindner (FDP) aufgefordert, das verbilligte Ticket zu retten.

Noch bis Ende des Monats können Bahnreisende für neun Euro im Monat den Nahverkehr in ganz Deutschland nutzen. Die Finanzierung des Tickets für drei Monate ist Teil der Entlastungspakete des Bundes als Reaktion auf drastische Preissteigerungen in nahezu allen Lebensbereichen.

Dröge sprach von einem „echten Verkaufshit“. Wenn sich mehr Menschen für den Umstieg auf Bus und Bahn entscheiden würden, sei das gut für das Klima und entlaste zugleich Menschen mit geringem Einkommen. „Das 9-Euro-Ticket darf deshalb nicht einfach im September ohne Anschlusslösung auslaufen“, mahnte Dröge. Die von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in Aussicht gestellte Evaluation des Tickets im November komme zu spät, fügte sie hinzu.

Für die Finanzierung einer Anschlusslösung schlägt Dröge den Abbau der steuerlichen Absetzbarkeit von Dienstwagen vor. „Das wäre im doppelten Sinne positiv für Klimaschutz und Gerechtigkeit“, sagte die Grünen-Fraktionschefin. So würde ein wichtiger Schritt beim Abbau umweltschädlicher Subventionen unternommen werden, auf den sich die Ampel-Koalition verständigt habe.

Die Bundesregierung nahm derweil die Bundesländer in die Pflicht. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte am Montag in Berlin, entscheidend sei auch die Bereitschaft der Länder, sich substanziell an der Finanzierung eines modifizierten Tickets zu beteiligen.

Zugleich würdigte er das 9-Euro-Ticket als „Game-Changer“: Es sei praktisch, bequem, bezahlbar und habe bewirkt, dass die Mehrheit der Menschen in Bus und Bahn steige. Das Ticket sei ein Erfolg, was auch anhand von Verkehrsverlagerungseffekten zu sehen sei. Ein Sprecher des Finanzministeriums wies ebenfalls darauf hin, dass Regionalverkehr die Sache der Länder sei und ein mögliches Nachfolgeangebot Gegenstand von etwaigen Bund-Länder-Gesprächen sein könne.

Die Kampagnen-Plattform Campact sammelte derweil Unterschriften zur Rettung des 9-Euro-Tickets. Bei einer Protestaktion vor dem Bundesfinanzministerium hieß es, bislang hätten mehr als 157.000 Menschen den Appell unterzeichnet. Campact hat die Unterschriftenaktion gemeinsam mit Greenpeace initiiert.

Das 9-Euro-Ticket garantiere günstigen und klimafreundlichen Nahverkehr für alle, sagte, Jan-Philipp Witt von Campact. Dennoch blockiere Lindner eine weitere Finanzierung. Campact forderte ferner den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Die nötigen Maßnahmen inklusive eines vergünstigten ÖPNV-Angebots könnten durch den Abbau klimaschädlicher Subventionen etwa für Dienstwagen finanziert werden. Letztere kämen nur wenigen zugute, ein Jahresabo für den ÖPNV für 365 Euro nütze hingegen allen Bürgern.