Umweltverbände fordern Verlängerung des 9-Euro-Tickets

Umweltverbände fordern Verlängerung des 9-Euro-Tickets
Trotz weiterhin hoher Spritpreise ist unklar, ob günstiges Bahnfahren auch ab September noch möglich sein wird. Umwelt- und Sozialverbände sind für eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets - anders sieht das die Lokführer-Gewerkschaft GDL.

Berlin (epd). In der Debatte um das 9-Euro-Ticket plädieren Umwelt- und Sozialverbände weiter für eine Verlängerung. Das bundesweite gültige Bahnticket sei die „Chance für eine klimafreundliche und soziale Verkehrswende“ und sollte zunächst bis zum Jahresende verlängert werden, erklärte Jassin Braun von der Kampagnen-Plattform Campact am Donnerstag in Verden (Niedersachsen). Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) verwies auf den großen Erfolg des 9-Euro-Tickets und forderte die Politik auf, „eine dauerhaft kostengünstige und diskriminierungsfreie Mobilität für alle zu garantieren“.

Widerspruch kommt von der Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer (GDL). Deren Chef, Claus Weselsky, sagte im RBB-Inforadio, er könne von einer Verlängerung nur abraten. Anstatt die Pendler zu entlasten, sei zusätzlich Verkehr in die Eisenbahn hineingebracht worden. Das tue dem System nicht gut, weil es ohnehin schon auf Verschleiß gefahren werde, sagte der Gewerkschaftschef.

Campact-Campaigner Braun betonte, das 9-Euro-Ticket vereinfache das ÖPNV-Angebot, entlaste Menschen finanziell und mache Millionen Menschen klimafreundlich mobil. Laut Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann würde ein „Klimaticket“ für maximal ein Euro pro Tag als Nachfolge pro Jahr etwa vier Milliarden Euro kosten. Dies sei ein Bruchteil dessen, was bislang für klimaschädliche Subventionen für den Autoverkehr ausgegeben werde.

Tiemann forderte unter anderem die Abschaffung des sogenannten Dienstwagenprivilegs, das vor allem Gutverdienende begünstige. Greenpeace und Campact haben nach eigenen Angaben einen entsprechenden Appell „9-Euro-Ticket retten“ initiiert, den bislang mehr als 115.000 Menschen unterzeichnet haben.

Mit Blick auf den künftigen Preis eines bundesweit gültigen Nahverkehrstickets sagte die Geschäftsführerin der BAGW, Werena Rosenke, ein Ticket für 69 Euro pro Monat sei für die meisten armen Haushalte und für die schätzungsweise 417.000 wohnungslosen Menschen nicht finanzierbar. Das 9-Euro-Ticket habe armen und wohnungslosen Menschen für drei Monate eine stressfreie Fahrt ermöglicht: „Auch in Anbetracht steigender Lebenshaltungskosten und einer rasanten Inflation braucht es nun eine dauerhafte Lösung als soziale Entlastung“, so Rosenke.

Auch der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) plädiert für eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets. Mehr als 20 Millionen Menschen zusätzlich nutzten seit dessen Einführung im Juni Bus und Bahn, erklärte der Verband in Berlin. Der Verband forderte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf, gemeinsam mit den Ländern bis spätestens 1. November ein Nachfolge-Ticket auf den Weg zu bringen. Für die Zwischenzeit solle das 9-Euro-Ticket verlängert werden.

Weselsky forderte die bundesweite Einführung eines Tickets für den Nahverkehr zu einem „vernünftigen Preis“ für die Pendler. Das, was jetzt passiere, könne Pendler eher abschrecken, sagte der GDL-Chef.