Mindestens 89 Tote durch Bandenkämpfe in Haiti

Mindestens 89 Tote durch Bandenkämpfe in Haiti

Berlin, Port-au-Prince (epd). Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Banden sind in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince innerhalb von fünf Tagen mindestens 89 Menschen getötet worden. Weitere 16 Menschen würden vermisst, berichtet die Menschenrechtsorganisation National Human Rights Defense Network am Mittwoch (Ortszeit) laut nationaler Medien. Die Verletzten hätten Schuss- und Stichverletzungen. Mindestens 127 Häuser seien in Brand gesteckt oder zerstört worden.

Das örtliche UN-Büro teilte mit, insgesamt seien 1,5 Millionen Menschen in die Falle der Bandenkriminalität geraten und könnten sich nicht mehr frei bewegen. Humanitären Helfern müsse sofort Zugang zu ihnen gewährt werden, um Nothilfe zu leisten.

Die Unruhen brachen vor mehr als einer Woche in dem Slum Cité de Soleil aus. Tausende von Familien verstecken sich immer noch in ihren Hütten. Viele Menschen wurden durch verirrte Kugeln getötet, wie die Webseite „Haiti Libre“ berichtet. Die Polizei sei schlecht ausgerüstet und habe nicht in die Bandenkämpfe eingegriffen. Hilfsorganisationen bemühten sich dagegen, die Opfer mit dringend benötigten Lebensmitteln zu versorgen und medizinische Hilfe zu leisten.

Haiti gilt als ärmstes Land Lateinamerikas und litt immer wieder unter schweren Naturkatastrophen. Bei einem schweren Erdbeben 2010 kamen rund 250.000 Menschen ums Leben. 90 Prozent der Gebäude in der Hauptstadt wurden zerstört. Unter den Folgen leidet das Land immer noch. 80 Prozent der Menschen in Haiti leben in Armut, sie haben weniger als zwei Dollar pro Tag zur Verfügung. Hinzu kommen anhaltende politische Unruhen, durch die sich die Sicherheitslage erneut verschlechterte. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde Präsident Jovenil Moïse in seiner Residenz erschossen. Seitdem hat das Land keine funktionierende Regierung.