Journalist spürt in der Sprache der Kirche zunehmend Angst

Journalist spürt in der Sprache der Kirche zunehmend Angst

Stuttgart (epd). Die Sprache der beiden großen Kirchen in Deutschland ist nach Beobachtung des Journalisten Philipp Gessler aufgrund des Mitgliederschwunds ängstlich geworden. Die menschliche Versuchung liege nahe, so zu reden, „dass man ja niemanden verschreckt“, sagte Gessler laut Redemanuskript am Samstag auf dem 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart. Alle Menschen müssten von der Kirche irgendwie „mitgenommen“, „angenommen“ und „abgeholt“ werden, kritisierte er.

Gessler nimmt zudem eine „Sozialpädagogisierung der kirchlichen Sprache“ wahr. Dieser Trend aus den 70er Jahren sei unter anderem eine Abgrenzung zur harten Sprache der Kriegszeit gewesen. Heute wirke sie dagegen „abgenudelt“ und veraltet.

Die Kirchen sollten nach Ansicht des Journalisten mehr Vertrauen in die starken Worte der Bibel haben, etwa in die oft sperrigen Sätze der Psalmen oder in die kraftvolle Sprache der Propheten. „Vielleicht können junge Leute der Generation 'Herr der Ringe', 'Harry Potter' und 'Game of Thrones' heute sogar noch mehr mit der alten Sprache anfangen als die Generation ihrer Eltern“, sagte Gessler. In der Regel gehe es dagegen schief, dem neuesten Sprachslang oder der Jugendsprache hinterherzuhetzen, betonte er.