Bericht: Häusliche Gewalt auch im zweiten Corona-Jahr gestiegen

Bericht: Häusliche Gewalt auch im zweiten Corona-Jahr gestiegen

Berlin (epd). Auch im zweiten Corona-Jahr hat die häusliche Gewalt in Deutschland laut einem Bericht zugenommen. 2021 hätten die Behörden 161.000 Opfer von Gewalt durch Partner oder Ex-Partner registriert, berichtete die Zeitung „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Innenministerien und Kriminalämter der Bundesländer. Dies entspreche einem Anstieg von 1,3 Prozent im Vergleich zu 2020. Zugleich verwies der Bericht darauf, dass die Dunkelziffer hoch sei, weil sich viele Opfer nicht trauten, Anzeige zu erstatten. Zwei Drittel der erfassten Opfer seien Frauen.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte der Zeitung, die Regierung wolle „den Zugang zu Schutz und Beratung bundesgesetzlich regeln, einen einheitlichen Rechtsrahmen für die verlässliche finanzielle Absicherung des Hilfesystems schaffen und es bedarfsgerecht ausbauen.“ Das Hilfsangebot sei mit rund 350 Frauenhäusern, 100 Schutzwohnungen und mehr als 600 Beratungsstellen unzureichend. „Deshalb bauen wir Frauenhäuser und Beratungsstellen gemeinsam mit den Ländern weiter aus und stellen dafür 120 Millionen Euro aus Bundesmitteln bis 2024 zur Verfügung.“

Der „Welt am Sonntag“ zufolge verzeichnet Thüringen mit 24 Prozent (3.227 Opfer) den stärksten Zuwachs häuslicher Gewalt. Dahinter kommen demnach Niedersachsen (plus 12,9 Prozent, 22.405 Opfer) und das Land Bremen/Bremerhaven (plus 9,1 Prozent, 3.018 Opfer). Den größten Rückgang meldeten das Saarland (minus 7,1 Prozent, 2.653 Opfer,) und Hamburg (minus 6,3 Prozent, 5.058 Opfer).

Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) nannte die Zahlen erschütternd. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, etwa strenge Kontaktbeschränkungen oder Quarantänezeiten, haben die Vorfälle von häuslicher Gewalt noch verstärkt.“ Nordrhein-Westfalen gehört mit einem Anstieg von 4,7 Prozent und insgesamt 34.235 registrierten Opfern zu den acht Bundesländern, in denen die Zahlen zunahmen.