"Sea-Eye 4" rettet weitere Bootsflüchtlinge im Mittelmeer

"Sea-Eye 4" rettet weitere Bootsflüchtlinge im Mittelmeer

Frankfurt a.M., Regensburg (epd). Die Besatzung der „Sea-Eye 4“ hat 24 Menschen im Mittelmeer nach mehreren Tagen in Seenot gerettet. Die Flüchtlinge in einem kleinen Holzboot hätten bereits in der Nacht zum Donnerstag in der maltesischen Rettungszone einen Notruf abgesetzt, erklärte die Organisation Sea-Eye am Freitag in Regensburg. Die maltesischen Behörden hätten allerdings die Koordinierung der Rettung verweigert. Ein Öltanker, der sich in der Nähe des Bootes befand, habe die Anordnung erhalten, das Boot lediglich zu überwachen. Schließlich habe die „Sea-Eye 4“ die Menschen in der Nacht zum Freitag an Bord genommen. „Malta schickte drei Tage keine Hilfe!“, erklärte der „Sea-Eye“-Vorsitzende Gorden Isler.

Die 24 Flüchtlinge waren demnach bereits am 8. Mai mit dem Boot aus der libyschen Hafenstadt Benghazi aufgebrochen. Sie stammen laut „Sea-Eye“ aus Ägypten, Eritrea, Libyen, Sudan, Syrien und Tschad. Der Öltanker „Ross Sea“ habe zunächst gar keine Antwort von der maltesischen Rettungsleitstelle erhalten. Der Tanker hätte die Menschen im Falle einer Rettung zum nächsten Zielhafen, der maltesischen Hauptstadt Valletta, gebracht. Obwohl Handelsschiffe rechtlich dazu verpflichtet seien, Menschen in Seenot zu retten, weise Malta sie an, Abstand zu halten.

Die „Sea-Eye 4“ hatte bereits am vergangenen Samstag 34 Menschen von einem Frachtschiff übernommen, die von deren Besatzung aus einem kleinen Holzboot an Bord genommen worden waren. Auch in diesem Fall hatte Malta demnach die Koordinierung der Rettung abgelehnt.

Derweil warten die Rettungsschiffe „Sea-Watch 4“ von der gleichnamigen Organisation und „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ auf die Zuweisung von Häfen, um die Flüchtlinge an Bord an Land zu bringen. Auf der „Sea-Watch 4“ befinden sich 145 Gerettete, auf der „Geo Barents“ 470.

Die Mittelmeer-Route gilt als extrem gefährlicher Fluchtweg. Es gibt dort keine staatlich organisierte Rettungsmission. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres schon 646 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.