Forst-Experte: Die Buche ist die "Mutter des Waldes"

Forst-Experte: Die Buche ist die "Mutter des Waldes"
23.04.2022
epd
epd-Gespräch: Urs Mundt

Göttingen (epd). Aus Sicht des Göttinger Wald-Experten Christian Ammer gilt die Rotbuche hierzulande zu Recht als „Mutter des Waldes“. „Die Buche ist verantwortlich für vieles von dem, was wir am Wald mögen. Wegen ihrer dichten Kronen ist es in Buchenwäldern im Sommer merklich kühler als in der Umgebung“, sagte der Forstwissenschaftler der Universität Göttingen anlässlich des Tages des Baumes am 25. April in einem epd-Gespräch. Die von Umweltverbänden und Forst-Experten zum Baum des Jahres 2022 gekürte Rotbuche sei die häufigste Laubbaumart in Deutschland, dem Hauptverbreitungsgebiet des rein europäischen Baumes.

Die bis zu 300 Jahre alt werdende Buche sei konkurrenzstark, weil sie mit ihrem Kronendach Bäumen anderer Arten das zum Wachsen nötige Licht nehme. Junge Buchen füllten entstehende Waldlücken schnell aus, da sie weniger Licht als andere Bäume zum Gedeihen bräuchten. Nach dem Ende der Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren habe die Buche zwar lange Zeit Mühe gehabt, sich in den eisfreien Gebieten auszubreiten. Ein Grund dafür seien ihre schweren Früchte, die Bucheckern, welche der Wind kaum forttrage. Vor etwa 4.000 Jahren sei es ihr jedoch gelungen, die bis dahin dominierenden lichten Wälder zu erobern. „Ohne den Menschen wären heute noch 70 bis 80 Prozent der deutschen Landfläche mit Buchen bedeckt“, betonte Ammer.

Auch außerhalb des Waldes begegne den Menschen das ungewöhnlich dichte und stabile Buchenholz öfter als vielen bewusst sei. „Wegen seiner kurzen Fasern ist die Splittergefahr gering. Deswegen werden häufig Bauklötzen daraus hergestellt“, erläuterte Ammer. Für die Möbelherstellung sei das rötliche und gut zu biegende Holz etwa auch in China begehrt. Aber auch zu Zellstoff und Textilien würden die Fasern verarbeitet.

Was der Buche künftig zu schaffen machen könnte, sei ihr großer Wasserbedarf. Vielen Buchen hätten in der Trockenphase von 2018 bis 2020 stark gelitten. „Derzeit ist schwer zu sagen, wie sich die Buchenbestände entwickeln, wenn sich solche Trockenereignisse häufen“, sagte der Forstwissenschaftler. „Ich glaube aber, dass die Buche eine relevante Art bleiben wird, wenn auch vielleicht nicht überall.“ Im niederschlagsreichen Harz etwa, der derzeit auch mit Buchen aufgeforstet werde, sei die Prognose günstig.