Dresden (epd). Der langjährige Jugendwart der sächsischen Landeskirche, Kurt Ströer (1921-2013), soll in seiner Amtszeit 30 Menschen sexuell missbraucht haben. Das berichtete der sächsische Landeskirchenamtspräsident Hans-Peter Vollbach am Samstag auf der Synodentagung in Dresden.
Die Taten sollen sich in den 1960er und 1970er Jahren ereignet haben. Die Betroffenen sind heute zwischen 55 bis 79 Jahren alt. Der Fall war 2021 bekannt geworden. Damals war von vier Betroffenen die Rede.
Gemeinsam mit dem sächsischen Landesbischof Tobias Bilz und Synodalpräsidentin Bettina Westfeld hatte sich Vollbach am Samstag mit 17 der Missbrauchsopfer getroffen. Bei dem Gespräch hätten die Männer der Kirchenleitung von den Übergriffen des 2013 verstorbenen Jugendwarts berichtet.
Die Vorfälle dürften nicht relativiert werden, sagte Bilz vor der Synode. „Tun sie bitte lieber zu viel als zu wenig“, zitierte der Bischof einen der Betroffenen. Den Männern sei im Raum der Kirche Schlimmes widerfahren.
„Es wird uns eine Weile beschäftigen und es gilt, dies auszuhalten“, sagte Bilz. Es werde auch eine theologische Aufarbeitung brauchen. Ströer habe sein Charisma ausgenutzt. „Wir stehen unter dem Eindruck des Gesprächs und wollen doch vor die Öffentlichkeit treten und berichten, was wir gehört haben“, erklärte Westfeld.
Ströer hat von 1956 bis 1986 als Jugendwart im damaligen Karl-Marx-Stadt für die Landeskirche gearbeitet und war später Diakon im sächsischen Moritzburg. Bereits 2012 hatte sich ein Betroffener an die Gemeinschaft Moritzburger Diakoninnen und Diakone gewandt, die das Landeskirchenamt über den Fall informierte.