Faeser: "Entsetzliches Ausmaß" von sexueller Gewalt gegen Kinder

Faeser: "Entsetzliches Ausmaß" von sexueller Gewalt gegen Kinder
Erneut ist im vergangenen Jahr die Zahl der Fälle von sexualisierter Gewalt an Kindern gestiegen. Die entdeckte Menge von Missbrauchsdarstellungen hat sich sogar mehr als verdoppelt. Innenministerin Faeser spricht von einem "entsetzlichen Ausmaß".

Berlin (epd). Die Polizei hat im vergangenen Jahr erneut mehr Fälle von sexualisierter Gewalt an Kindern sowie der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen registriert. Wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, wurden 2021 rund 15.500 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von 6,3 Prozent.

Mehr als verdoppelt haben sich entdeckte Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz oder Herstellung sogenannter kinderpornografischer Schriften. 39.171 derartige Fälle registrierte die Polizei (2020: 18.761). Die Zahl der Fälle von Verbreitung oder Besitz jugendpornografischer Schriften stieg auf 5.105 (2020: 3.107). Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, dies sei ein „entsetzliches Ausmaß der sexualisierten Gewalt gegen Kinder“.

Seit einigen Jahren gelingt es der Polizei mit Hilfe des US-amerikanischen National Center of Missing and Exploited Children (NCMEC) mehr Licht in das vermutlich große Dunkelfeld von Kindesmissbrauch zu bringen. Das NCMEC übermittelt bei entdeckten Delikten mit Tatort in Deutschland Daten an das Bundeskriminalamt (BKA).

Dabei kommen die deutschen Ermittler den Hinweisen kaum hinterher. Laut BKA-Präsident Holger Münch gab es 2021 mehr als 62.000 Hinweise auf strafrechtlich relevante Fälle durch das NECMEC. Nicht alle hätten Eingang in die Statistik gefunden, weil dort nur die bearbeiteten Fälle gezählt würden. Für das aktuelle Jahr sei erneut ein Anstieg der Hinweise zu verzeichnen. Er rechne also mit einem erneuten Anstieg der Fälle in der kommenden Statistik.

Faeser versprach dem BKA mehr Mittel, um Hinweisen nachzugehen und Täter zu ermitteln. Es sei ihr ein Herzensanliegen, sagte sie. Kinder seien die verwundbarsten Mitglieder der Gesellschaft. Sie zu schützen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Ermittler des Bundeskriminalamts versuchen auch durch anlassunabhängige Internetrecherchen, Missbrauchsfälle aufzudecken. Dabei beobachten sie laut Kriminalstatistik auch den Trend, dass Kinder und Jugendliche selbst ohne Kenntnis eines strafrechtlichen Hintergrundes kinder- und jugendpornografische Bilder in sozialen Netzwerken oder Messengerdiensten teilen. Rund 18.000 der mehr als 43.500 im Jahr 2021 ermittelten Tatverdächtigen seien jünger als 18 Jahre gewesen. Dies entspricht einem Anteil von rund 41 Prozent.