EKD-Ratsvorsitzende plädiert für Reform der Friedensethik

EKD-Ratsvorsitzende plädiert für Reform der Friedensethik
10.03.2022
epd
epd-Gespräch: Holger Spierig

Bielefeld, Hannover (epd). Angesichts des Kriegs in der Ukraine plädiert die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, für eine Weiterentwicklung der evangelischen Friedensethik. „Ich bin nicht der Meinung, wir müssten jetzt unsere gesamte Friedensethik über den Haufen werfen“, sagte Kurschus am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir sollten sie aber einer kritischen Prüfung unterziehen und neu diskutieren.“ Angesichts der Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine und dem Willen der Menschen dort, sich zu verteidigen, könne sie die Lieferung von Waffen nachvollziehen.

„Die schmerzlichen Lernprozesse, die wir gerade durchleben, müssen sich in unserer Friedensethik niederschlagen“, warb die leitende Theologin, die auch Präses der westfälischen Kirche ist. Kennzeichen protestantischer Ethik sei, „dass wir sie weiterentwickeln können, wenn sich Situationen einschneidend verändern“.

Die Kirche könne sich in einem solchen Konflikt mit ihrer Stimme einbringen, erklärte Kurschus. Aggressoren wie der russische Präsident Putin rechtfertigten ihre Aktionen mit übergeordneten „Werten“. Dagegen könnten die Kirchen starke Worte und Bilder des Friedens setzen: „Sie stärken Menschen, sich weiterhin für den Frieden einzusetzen, auch wenn es möglicherweise lange dauert.“ Eine Stärke sei es, mit den Kirchen in Europa und auch in den Konfliktgebieten verbunden zu sein, sagte Kurschus. Trotz aller Schwierigkeiten gebe es auch weiterhin Kontakte zur russisch-orthodoxen Kirche sowohl in Russland als auch in der Ukraine.