Welternährungsprogramm: Krieg treibt Lebensmittelpreise nach oben

Welternährungsprogramm: Krieg treibt Lebensmittelpreise nach oben
05.03.2022
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Berlin (epd). Der Ukraine-Krieg verschärft laut dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) die weltweite Hungerkrise. Seit dem russischen Angriff vor mehr als einer Woche sei der globale Weizenpreis um rund ein Drittel gestiegen, sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros, Martin Frick, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das wird den globalen Hunger noch weiter in die Höhe treiben.“ Auch die Versorgung von Hilfsbedürftigen durch das WFP in Krisenländern wie dem Jemen werde nun schwieriger.

Russland und die Ukraine zählen zu den größten Weizenexporteuren der Welt. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums sind beide Länder zusammen für mehr als ein Viertel der globalen Weizenexporte verantwortlich. Frick sprach mit Blick auf die Preissteigerungen von einem „bestehenden Trend, der sich nun verschärft“. So seien die Weizenpreise im Vergleich zum Vorjahr sogar um 60 Prozent gestiegen. Dauere der Krieg an, drohe eine weitere Erhöhung, etwa weil auf Feldern in der Ukraine nicht ausgesät werden könne.

Vor allem Länder im arabischen Raum wie Tunesien, Libanon oder der Jemen seien direkt von Importen aus der Region abhängig, sagte Frick. Zwar könnten die Länder bei den Importen auf andere Länder ausweichen, „aber der Weltmarktpreis ist eben der Weltmarktpreis.“ Wenn jetzt 60 Prozent mehr bezahlt werde, „schlägt das unmittelbar durch“. In vielen der am wenigsten entwickelten Länder gäben Familien mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Essen aus. Die gestiegenen Lebensmittelpreise könnten auch politische Konflikte verschärfen, warnte Frick. „Der Brotpreis ist immer ein politischer Preis.“

Auch die Hilfsprogramme des Welternährungsprogramms sind laut Frick von dem Preisanstieg betroffen. „Mit dem verfügbaren Geld können wir weniger Lebensmittel kaufen“, sagte er. „Der Krieg macht unsere Hilfsprogramme teurer.“ Bereits im Dezember - also vor dem russischen Angriff auf die Ukraine - habe das WFP beispielsweise im Jemen die Lebensmittelrationen halbieren müssen. „Wir nehmen im Moment von den Hungrigen, um die Verhungernden zu retten“, sagte Frick. Um die wachsenden Bedarfe abzudecken, brauche es mehr Geld.

Das WFP unterstützt Menschen in Krisenländern mit Nahrungsmittelhilfen und leistet Hilfe beim Aufbau von Ernährungssystemen. Nach Angaben der UN-Organisation haben weltweit 811 Millionen Menschen nicht genug zu essen.