München (epd). Der Brand in einem ukrainischen Atomkraftwerk zieht nach Aussage des Nuklear-Experten Wolfram König keine Gefahren für Deutschland nach sich. Selbst bei einem „ganz großen Unfall, der nicht ausgeschlossen werden kann oder eben hier durch den Beschuss einer derartigen Anlage entstehen könnte“, sei „die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier in einem größeren Maß betroffen sind, sehr, sehr gering“, sagte der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung dem Radiosender Bayern2 am Freitag.
Allerdings wisse man nicht, wie der russische Präsident Wladimir Putin die Eskalation gegen die Ukraine noch vorantreiben werde. „Und deswegen ist es gut, dass wir drauf vorbereitet sind“, sagte König. „Grundsätzlich ist es so, dass die Anlagen nicht ausgelegt sind, jeglichen militärischen Angriffen auch standzuhalten.“ Wenn sie nicht systemisch heruntergefahren werden können, könne es zu kritischen Situationen kommen. In einer solchen Situation sei es generell sicherer, Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen.
Eine Laufzeitverlängerung von den drei verbliebenen Atomkraftkraftwerken in Deutschland lehnt König daher ab. Es könne bei Atomkraftwerke „keine absolute Sicherheit“ geben, „schon im Normalbetrieb nicht“. Mögliche Folgen seien „extrem“, und gerade zentrale Anlagen könnten wegen ihrer großen Bedeutung für die Versorgungssicherheit „strategische Ziele“ sein. Die Zukunft seien erneuerbare Energien - und nicht „das Festhalten an dieser alten Technologie mit dem Erzeugen von hochgiftigen Abfällen“.
Laut ukrainischen Berichten hatten russische Truppen in der Nacht auf Freitag das Atomkraft Saporischschja angegriffen und dabei einen Brand in einem Nebengebäude ausgelöst. Das Feuer ist inzwischen gelöscht. Die Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) teilte mit, dass wesentliche Ausrüstungen verschont geblieben seien und es keine erhöhte Radioaktivität gebe. Das Atomkraftwerk soll inzwischen unter russischer Kontrolle sein. Die Ukraine bezieht laut Wolfram König mehr als 50 Prozent ihrer Stromversorgung aus ihren Atomkraftwerken.