Deutsch-Russisches Forum ist erschüttert nach Ukraine-Angriffen

Deutsch-Russisches Forum ist erschüttert nach Ukraine-Angriffen

Baden-Baden (epd). Der Vorstandvorsitzende des Deutsch-Russischen Forums, Matthias Platzeck (SPD), hat sich erschüttert geäußert über die russischen Angriffe auf die Ukraine. Der frühere brandenburgische Ministerpräsident sagte dem SWR am Freitag nach Angaben des Senders, das Deutsch-Russische Forum habe seit 25 Jahren daran gearbeitet, genau diese Situation zu vermeiden.

„Und jetzt steht man da, muss erleben, wie der russische Präsident alle Regeln des Zusammenlebens bricht und einen durch nichts und niemanden zu rechtfertigenden Überfall auf sein Nachbarland veranstaltet. Ich habe das Gefühl, etwas Falsches gemacht zu haben oder zumindest etwas völlig Sinnloses“, sagte der SPD-Politiker. Er habe immer dafür geworben, russische Sichten mit einzubeziehen, sie ernst zu nehmen und sie aufzunehmen. „Ich bin auch der Meinung, dass man heftig darüber streiten kann. Aber es gibt eine rote Linie: keine Gewalt.“

„Viele der Fragen, die in den vergangenen Jahren von der russischen Seite aufgeworfen wurden, haben eine gewisse Substanz. Alles das ist jetzt weggewischt. Kein Mensch wird mehr darüber reden. Denn: Wer Gewalt anwendet, hat kein Recht mehr zu sagen: 'Jetzt müsst ihr mir mal in Ruhe zuhören'“, sagte Platzeck.

Auch das russische Volk sehe die Vorgehensweise Putins zum Teil skeptisch. Nach seinem Gefühl seien bei der Annexion der Krim 2014 etwa 95 Prozent der Russen der Meinung, Putin habe das Richtige getan. „Das ist dieses Mal anders. Deshalb habe ich ein klein wenig Resthoffnung, dass aus der Elite heraus, aus der Gesellschaft heraus, vielleicht aus der eigenen Administration an irgendeinem Punkt gesagt wird: 'Es reicht'“, sagte Platzeck.

Das Deutsch-Russische Forum ist ein Verein, der als gesellschaftliche Initiative die deutsch-russischen Beziehungen fördern will. Ihm gehören Unternehmen und Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens an.