FDP-Energieexperte: Deutschland sollte eigene Gasförderung ausweiten

FDP-Energieexperte: Deutschland sollte eigene Gasförderung ausweiten
23.02.2022
epd
epd-Gespräch: Mey Dudin

Berlin (epd). Angesichts des vorläufigen Stopps der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 wird in der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP über Alternativen nachgedacht. Der Sprecher für Energiepolitik der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch, dass Deutschland die eigene Gasförderung ausweiten sollte. Dafür schlug er Explorationsbohrungen in der Nordsee vor. Dadurch hätte man seinen Worten nach die Möglichkeit, notfalls die Förderung auf zehn Prozent hochzufahren, um Versorgungsengpässe zu überbrücken. Laut Bundeswirtschaftsministerium können derzeit aus heimischer Erdgasproduktion nur knapp sechs Prozent des Gasverbrauchs abgedeckt werden.

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung wegen der Eskalation in der Ukraine-Krise durch die russische Anerkennung der Separatistengebiete Luhansk und Donezk die Zertifizierung von Nord Stream 2 auf Eis gelegt. Die Pipeline sollte russisches Gas nach Deutschland transportieren. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warb für einen zügigen Umbau der Energiewirtschaft in Deutschland. Er setzt dabei auf die klimaneutrale Energieproduktion. Allerdings wurde Erdgas bisher als Brückentechnologie auf dem Weg zur Energiewende gesehen. Aktuell bezieht Deutschland rund 55 Prozent seines Erdgases aus Russland.

Der FDP-Abgeordneten Kruse betonte, Ziel der Koalition sei es, die Unabhängigkeit von russischem Gas zu stärken. „Hierzu erörtern wir alle möglichen Maßnahmen.“ Er setze sich dafür ein, diese noch mit den beiden von Habeck angekündigten Energie-Paketen im Frühjahr und Sommer auf den Weg zu bringen.

Konkret hat Kruse für die Ausweitung der Gasförderung insbesondere Gebiete an der niederländischen Grenze im Blick. Hier gebe es bereits Planungen eines niederländischen Unternehmens für eine Erschließung. Auf die deutschen CO2-Minderungsziele hätte die Förderung seinen Angaben nach keinen Einfluss, da lediglich importiertes Gas ersetzt würde.