Missbrauchsprozess: Neue Vorwürfe gegen katholischen Pfarrer

Missbrauchsprozess: Neue Vorwürfe gegen katholischen Pfarrer
Der Missbrauchsprozess gegen einen ehemaligen katholischen Pfarrer aus Wuppertal weitet sich aus. Das Landgericht Köln hat weitere Vorwürfe in das laufende Verfahren aufgenommen.

Köln (epd). Im Missbrauchsprozess gegen den ehemaligen Wuppertaler Pfarrer U. sind weitere Vorwürfe in das Verfahren aufgenommen worden (AZ: 102 KLs 17/20). Staatsanwalt Maurice Nierhof verlas am Mittwoch vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Köln die Nachtragsklage. Während des seit November laufenden Prozesses hätten sich vier Zeuginnen gemeldet. U. soll sich zwischen 2002 und 2018 an den damals minderjährigen Mädchen in insgesamt 85 Fällen sexuell vergangen haben. Der Beschuldigte und seine Anwälte stimmten der Einbeziehung der vorgeworfenen Taten in das laufende Verfahren zu.

Der katholische Pfarrer steht seit November vor Gericht, weil ihm sexueller Missbrauch in 31 Fällen an drei seiner Nichten und in zwei Fällen einem weiteren Mädchen vorgeworfen wird, die zum möglichen Tatzeitpunkt zwischen sieben und 13 Jahren alt waren. Die Taten soll er zwischen 1993 und 1999 verübt haben. Während des Prozesses waren die neuen Vorwürfe bekannt geworden.

70 der 85 neu vorgeworfenen Taten soll U. an Kindern begangen haben, 15 an Jugendlichen. In 21 Fällen geht die Staatsanwaltschaft von schwerem sexuellen Missbrauch wie Geschlechtsverkehr aus. U. gelang es laut Anklage immer wieder, das Vertrauen der Eltern der Mädchen zu gewinnen. Bei einem Mädchen habe er vorgegeben, sich um es zu kümmern, um deren alkoholkranke Mutter zu unterstützen. In einem anderen Fall habe er mit den Eltern eines Mädchens eine „Therapievereinbarung“ geschlossen, um dessen „pubertären Jähzorn“ zu behandeln. Einige der U. zur Last gelegten Taten geschahen laut Staatsanwaltschaft in den Wohnungen der Eltern.

In einer Mail an das Gericht berichtete ein leitender Pfarrer, der in Wuppertal mit U. zusammengearbeitet hatte, er sei von der Bistumsleitung nicht über dessen zeitweilige Suspendierung vom Priesterdienst wegen Missbrauchsvorwürfen informiert worden. Nach seiner Ansicht hätten möglicherweise Taten verhindert werden können, wenn die Bistumsleitung entschlossen gehandelt hätte. Der Prozess wurde am Mittwoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt.