Saarbrücken, Berlin (epd). Bei jungen Menschen aus Deutschland und Frankreich stehen zwei Umfragen zufolge vor allem eine nachhaltigere Umweltpolitik und mehr Beteiligung in Europa hoch im Kurs. An den Konsultationen zur Zukunft Europas auf der Plattform Make.org nahmen in Frankreich gut 50.000 junge Leute teil, in Deutschland mehr als 45.000, wie das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) und Make.org am Mittwoch in Berlin mitteilten. Unter den Vorschlägen und Lösungen, die die Nutzerinnen und Nutzer einstellten, hätten sich elf gemeinsame Prioritäten für die Zukunft herauskristallisiert.
Im Bereich Klima und Umwelt plädieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine stärkere europäische Umweltpolitik (78 Prozent), eine verstärkte Förderung einer verantwortungsvolleren landwirtschaftlichen Produktion und Tierhaltung (77 Prozent), den Ausbau des europäischen Schienenverkehrs (75 Prozent) sowie eine beschleunige Energiewende durch Förderung und Produktion erneuerbarer Energien (75 Prozent). Umstritten war hingegen die Frage, welche Rolle die Atomenergie spielen sollte.
Mit Blick auf die Demokratie in Europa sprachen sich die jungen Menschen mehrheitlich für eine transparentere Arbeitsweise der EU-Institutionen (76 Prozent) sowie eine stärkere Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die Institutionen (74 Prozent) aus. Umstritten sind den Angaben zufolge unter anderem die Fragen eines föderalen Europa (36 Prozent dafür, 39 Prozent dagegen) oder einer Stärkung der Exekutive und Legislative der EU (42 Prozent dafür, 34 Prozent dagegen).
Zu den weiteren Übereinstimmungen zwischen jungen Deutschen und Franzosen gehören der Konsultation zufolge unter anderem eine stärkere Bekämpfung der Steuerflucht (77 Prozent) sowie die Sicherstellung und Stärkung des Schutzes der Menschenrechte in der EU und in Drittländern (76 Prozent). Keinen Konsens gibt es hingegen etwa bei einer gemeinsamen europäischen Verteidigungs- und Rüstungspolitik (41 Prozent dafür, 37 Prozent dagegen).
Make.org ist nach eigenen Angaben eine europaweit agierende, unabhängige Organisation, die Bürgerinnen und Bürger in partizipatorische Demokratieprozesse einbinden will. Auf der Konsultationsplattform können Themen sowie Ideen vorgeschlagen und über sie abgestimmt werden. In Frankreich lief die Befragung vom 9. Mai bis zum 18. Juli 2021, in Deutschland vom 26. November 2021 bis zum 11. Januar 2022.
Das Deutsch-Französische Jugendwerk wurde dank des 1963 unterzeichneten Élysée-Vertrags gegründet. Es soll die Beziehungen zwischen der deutschen und der französischen Jugend innerhalb eines erweiterten Europas fördern. Das DFJW richtet sich an alle jungen Menschen zwischen drei und 30 Jahren und soll Berater und Mittler zwischen den verschiedenen staatlichen Ebenen und Akteuren sein. Es hat Niederlassungen in Berlin, Paris und Saarbrücken.
