Trauerfeier nach Amoklauf: "Jeden hätte es treffen können"

Trauerfeier nach Amoklauf: "Jeden hätte es treffen können"

Heidelberg (epd). Mit einer Gedenkfeier hat die Universität Heidelberg am Montag der Opfer des Amoklaufs vor einer Woche gedacht. Die ganze Universität sei durch den grausamen Anschlag getroffen worden, „jede Lehrveranstaltung, jeden von uns hätte es treffen können“, sagte Universitätsrektor Bernhard Eitel in der Heidelberger Peterskirche. Der „Anschlag aus unserer Mitte heraus“ löse heftige Emotionen aus. Doch selten sei deutlicher geworden, was Universität bedeute: „Wir stehen zusammen, wir bleiben weltoffen, wir ziehen uns nicht in ein vermeintlich sicheres Schneckenhaus zurück.“

Am 24. Januar hatte ein 18-jähriger Student in einem Hörsaal der Universität das Feuer eröffnet. Eine 23-jährige Studentin wurde getötet, drei weitere Menschen wurden verletzt. Kurz nach der Tat erschoss der Täter sich selbst. Das Motiv für den Angriff ist nach Angaben der Polizei weiterhin unklar.

Der stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsident Thomas Strobl (CDU) sagte, nach der entsetzlichen Gewalttat stelle sich die Frage, ob diese hätte verhindert werden können. Allerdings seien die Abgründe der menschlichen Seele nicht immer sichtbar. „Misstrauen darf nicht die Antwort auf diese Tat sein“, sagte der Innenminister.

Universitätsprediger Helmut Schwier sagte in seiner Predigt, nach der Tat sei auch die Seele der Universität verwundet. Er rief alle Teilnehmenden der Trauerfeier dazu auf, zusammenzuhalten. „Die Universität und wir alle in ihr orientieren uns am Geist des Lebens gegen die Mächte der Vernichtung. Wir orientieren uns am Geist der Freiheit gegen Einschüchterung und Bedrohung“, sagte der evangelische Theologe.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, sagte, man erschrecke darüber, „wie stark lebensfeindliche Kräfte sind und wie verletzlich wir Menschen sind“. In diesem Schrecken und der Angst dürfe man auf Gottes Kraft vertrauen: „Gott redet das Bedrohliche, Dunkle und die Angst nicht klein, die viele nach dem Attentat der vergangenen Woche ergriffen hat - Gott trägt sie mit“, sagte er und zündete gemeinsam mit Stephan Burger, Erzbischof der Erzdiözese Freiburg, sowie Vertretern der jüdischen und islamischen Religionsgemeinschaft eine Kerze für die Opfer an.

In einer Schweigeminute mit Glockengeläut und anschließender Orchestermusik wurde zur Tatzeit gegen 12.24 Uhr der Opfer gedacht. Von 11 bis 14 Uhr ruhten an der Universität Heidelberg alle Lehrveranstaltungen.