Erzbistum Berlin will Aufarbeitungskommission zu Missbrauch einsetzen

Erzbistum Berlin will Aufarbeitungskommission zu Missbrauch einsetzen

Berlin (epd). Der Berliner Erzbischof der katholischen Kirche, Heiner Koch, will eine unabhängige Aufarbeitungskommission zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum ins Leben rufen. Dies werde in Kürze geschehen, sagte Koch am Sonntag im Hörfunk Berlin-Brandenburg (RBB): „Ich werde alles tun, zumindest das Leid zu lindern.“ Der Kommission sollen Vertreter von Staat und Gesellschaft, Betroffene und Fachleute angehören.

Vergangene Woche hatte die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl ihr unabhängiges Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising in den Jahren von 1945 bis 2019 veröffentlicht. Dem emeritierten Papst Benedikt XVI. werden vier Verfehlungen während seiner Amtszeit als Erzbischof (1977-1982) vorgeworfen. Dem amtierenden Erzbischof Marx wird vorgeworfen, sexuellen Missbrauch nicht zur „Chefsache“ gemacht und Fälle nicht dem Vatikan gemeldet zu haben. Marx hatte am Donnerstag Versäumnisse eingeräumt und eine engere Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Erzbistums angekündigt.

Zu Forderungen nach einem Schuldeingeständnis des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal sagte Koch dem „Tagesspiegel“, er schätze den Theologen sehr. Er hätte sich jedoch mehr Selbstkritik von ihm gewünscht, betonte er: „Zu sagen, dass etwas falsch war, und um Entschuldigung zu bitten, weil das Verhalten Leid ausgelöst hat“.

Die zurückliegenden Kirchenaustritte seien „gewissermaßen die 'Quittung' für den Skandal des sexuellen Missbrauchs, das ist unbestritten“, sagte Koch: „Wir wissen aber auch, dass sie oft der letzte Schritt in einer langen Entfernung von der Kirche sind.“ Reformen seien nötig. Es müsse überlegt werden, „welche Strukturen dem Leben und den Menschen dienen und nicht dem Machterhalt der Kirche“, sagte Koch. Dies funktioniere jedoch nur, wenn alle Verantwortungsträger auch bereit seien, Macht abzugeben und zu teilen.