Antisemitische Vorfälle bei Corona-Protesten

Antisemitische Vorfälle bei Corona-Protesten

Berlin (epd). Bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen setzen Demonstranten offenbar zunehmend auf gelbe Armbänder mit dem Aufdruck „ungeimpft“ oder Abwandlungen nationalsozialistischer Kennzeichen anstelle des sogenannten „Judensterns“. Offensichtliches Ziel sei es, sich der polizeilichen Verfolgung zu entziehen. Darauf macht der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) in einem am Freitag in Berlin veröffentlichten Bericht aufmerksam.

Der unvermindert starke Zulauf bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen gehe mit einer vermehrten Sichtbarkeit von antisemitischen Inhalten einher. Als Reaktion auf die Debatte über eine allgemeine Impfpflicht und die Einführung der 2G- und 3G-Regeln häuften sich Analogien zur Schoah und insbesondere zur antisemitischen Markierungspraxis im Nationalsozialismus, hieß es.

Zwischen dem 20. November 2021 und dem 8. Januar 2022 wurden RIAS und den regionalen Meldestellen 91 Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen bekannt, bei denen es zu antisemitischen Äußerungen kam. In 81 Fällen seien antisemitische Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus und die Schoah, in zehn Fällen Stereotype des modernen Antisemitismus wie Verschwörungsmythen, verwendet worden. Allein im vergangenen Dezember zählte der Bundesverband 67 Versammlungen, auf denen antisemitische Inhalte verbreitet wurden.

Zwischen März 2020 und März 2021 zählte der Bundesverband insgesamt 324 antisemitische Vorfälle bei Versammlungen mit Bezug zur Corona-Pandemie. Dabei sei im Mai 2020 ein Höchstwert von 87 Vorfälle gemeldet worden.