Dutzende neue Missbrauchsopfer melden sich beim Erzbistum München

Dutzende neue Missbrauchsopfer melden sich beim Erzbistum München

München (epd). Seit Veröffentlichung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising vor einer Woche haben sich Dutzende neue Betroffene gemeldet. Beim Betroffenenbeirat selbst seien es sieben Personen gewesen, über die Hotline des Erzbistums mehrere Dutzend, sagte Richard Kick vom Betroffenenbeirat dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Dunkelfeld sei zigfach höher als die bisher bekannten 497 Betroffenen, die im Münchner Missbrauchsgutachten ermittelt wurden.

Am 21. März soll es in München eine Veranstaltung für Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche unter dem Motto „Betroffene hören“ geben, kündigte Kick an. Die Idee sei, in einem geschützten Raum Betroffene niederschwellig anzusprechen und in Austausch zu kommen. Auf dem Podium sollen ein Betroffener, ein Vertreter eines Betroffenenbeirats und jemand aus der Leitungsebene des Erzbistums, etwa Kardinal Reinhard Marx, sitzen. Dazu komme ein Teilnehmer, der das Thema künstlerisch aufbereite, etwa durch Texte und Musik.

Eingeladen sei jeder, der mit der Thematik „Sexueller Missbrauch“ zu tun habe. Da sich viele Betroffene nicht trauten, öffentlich in Erscheinung zu treten, könne die Diskussion auch per Stream verfolgt werden, sagte Kick. Geplant sei, dass die Veranstaltung vier Mal im Jahr stattfindet - als eine Art „jour fixe“, um zu sehen, wie die Aufarbeitung im Erzbistum vorankomme. Die Auftakt-Veranstaltung sollte eigentlich im vergangenen November stattfinden, musste dann aber wegen der Corona-Pandemie und der Corona-Erkrankung von Kardinal Marx abgesagt werden.

Vergangene Woche hatte die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl ihr unabhängiges Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising in den Jahren von 1945 bis 2019 veröffentlicht. Dem emeritierten Papst Benedikt XVI. werden vier Verfehlungen während seiner Amtszeit als Erzbischof (1977-1982) vorgeworfen. Dem amtierenden Erzbischof Marx wird vorgeworfen, sexuellen Missbrauch nicht zur „Chefsache“ gemacht und Fälle nicht dem Vatikan gemeldet zu haben. Marx hatte am Donnerstag Versäumnisse eingeräumt und eine engere Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Erzbistums angekündigt.