Medizinethiker Eckhard Nagel gegen Corona-Impfpflicht für Ältere

Medizinethiker Eckhard Nagel gegen Corona-Impfpflicht für Ältere

Augsburg (epd). Der Medizinethiker Eckhard Nagel hält eine Corona-Impfpflicht ab 50 Jahren für „äußerst problematisch“. „Wir sollten klar und eindeutig jede Form der Altersdiskriminierung ausschließen“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag). Im Umkehrschluss sei man schnell bei Diskussionen, ab welchem Lebensalter bestimmte medizinische Leistungen noch erbracht werden sollen. „Auch das würde womöglich das Gesundheitswesen entlasten, ist aber aus ethischer Sicht zutiefst inakzeptabel“, sagte Nagel.

Am Mittwoch hatte der Bundestag erstmals in einer Orientierungsdebatte über eine mögliche Impfpflicht beraten. Im Parlament gibt es die Vorschläge, sie entweder für alle Erwachsenen ab 18 Jahre oder nur für Ältere vorzusehen. Eine weitere Gruppe lehnt eine allgemeine Corona-Impfpflicht ab. Bislang liegen allerdings noch keine konkreten Anträge vor, bis Ende März soll eine Entscheidung fallen.

Ein geplanter Gruppenantrag von Parlamentariern rund um den FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann sieht eine Verpflichtung zum Beratungsgespräch vor. Nagel begrüßte das: „Die Solidargemeinschaft kann erwarten, dass sich alle ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzen.“ Er setze darauf, „dass die deutsche Ärzteschaft und die Patientinnen und Patienten in diesem Land ein so starkes Vertrauensverhältnis haben, dass die überwiegende Mehrzahl der noch nicht geimpften Menschen sich für eine Impfung entscheidet“.

„Wir müssen miteinander reden. Nur wenn wir eine gemeinsame Gesprächsebene finden, kommen wir als Gemeinschaft gestärkt aus dieser Krise“, sagte der Medizinethiker. „Ich befürchte, eine Impfpflicht treibt die Gesellschaft dagegen auseinander.“