Windräder auf See: Nabu sieht Vögel und Schweinswale in Gefahr

Windräder auf See: Nabu sieht Vögel und Schweinswale in Gefahr

Berlin (epd). Naturschützer kritisieren die neuen Pläne des Bundes zum Ausbau der Windenergie auf See. In dem aktuellen Entwurf des Flächenentwicklungsplans Offshore (FEP) werde „immer mehr Windenergie in die ohnehin überlastete Nordsee gepresst“, sagte der Präsident des Naturschutzbundes (Nabu), Jörg-Andreas Krüger, am Donnerstag in Berlin. Der Nabu stehe zum Ausbau der Windenergie. Ökologische Belastungsgrenzen müssten aber eingehalten werden.

Der vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) am 26. Januar vorgelegte Entwurf sieht bis zu 57,5 Gigawatt Offshore-Windenergie auf dem Meer vor. Bislang werden lediglich acht Gigawatt auf der deutschen Nord- und Ostsee produziert. Um dieses viel zu hochgesteckte Ziel zu erreichen, ignoriere die Bundesregierung bekannte Naturschutzkonflikte und setze sich über Zusagen aus dem vergangenen Jahr hinweg, so der Nabu.

Anders als in dem alten Entwurf vorgesehen, sollen künftig keine Abstandspuffer zwischen Windkraftanlagen mehr eingehalten werden. „Seevögel wie Basstölpel, Seetaucher und Trottellummen halten zu Windrädern aber einen Sicherheitsabstand von etwa zehn Kilometern“, sagte der Nabu-Meeresbiologe Kim Detloff dem epd. Damit verlören die streng geschützten Vögel die für sie geschützten Lebensräume.

Zudem sorgt sich der Nabu um den Schweinswal. Seine Population in der deutschen Nordsee hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert. Der nun forcierte Ausbau der Windenergie sei jedoch unvereinbar mit dem seit 2013 geltenden Schallschutzkonzept für den bedrohten Wal.

Der Nabu fordert einen stufenweisen Ausbau der Windenergie. Die Produktion von 20 Gigawatt seien auf See möglich, sagte Detloff. Der Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP sehe aber 70 Gigawatt vor. „Das ist völlig unrealistisch und vom Bedarf aus gedacht“, so Detloff. Man könne die fossilen Energien nicht eins zu eins auf erneuerbare Energien umstellen. „Dafür haben wir in Deutschland gar nicht die Fläche.“ Stattdessen brauche es ein gesamteuropäisches Energiekonzept und auch eine Debatte über Energieeinsparung etwa in der Industrie.