Katastrophale Lücken nach zwei Jahren Schulschließung in Uganda

Katastrophale Lücken nach zwei Jahren Schulschließung in Uganda
27.01.2022
epd
epd-Gespräch: Silvia Vogt

Frankfurt a.M., Kampala (epd). Nach knapp zweijähriger Corona-Schulschließung in Uganda sind Millionen Mädchen und Jungen nach Beobachtung von Kinderrechtlern extrem zurückgeworfen oder gar ganz von der Bildung abgeschnitten. Auch rund zwei Wochen nach der Wiedereröffnung der Schulen seien viele Kinder noch nicht wieder in den Unterricht gekommen, sagte der ugandische Bildungsexperte Edison Nsubuga dem Evangelischen Pressedienst (epd). Angesichts von Armut und coronabedingten Einkommensverlusten könnten es sich eine wachsende Zahl von Familien nicht mehr leisten, die Kinder in die Schule zu schicken.

„Die wirtschaftliche Krise hat außerdem Kinder und Jugendliche zur Arbeit gezwungen, damit sie zum Unterhalt der Familie beitragen können“, erklärte Nsubuga, Bildungsberater der internationalen Hilfsorganisation „Save the Children“. Eine ganze Reihe von Teenagerinnen seien verheiratet worden oder schwanger geworden. Und selbst wenn die Regierung auch diese Jugendlichen nun wieder in die Schule holen will, so sei dies in der Praxis kaum zu erreichen. Es werde damit gerechnet, dass bis zu 30 Prozent der Jungen und Mädchen für die Schule verloren sind.

Bei denjenigen, die wieder die Schulbank drücken, zeigen sich nach Worten Nsubugas extreme Lücken. Homeschooling-Angebote über Radio oder Fernsehen habe es zwar gegeben, aber die hätten nur wenig bewirkt. Viele Jungen und Mädchen hätten selbst die zuvor erlernten Grundlagen von Lesen, Schreiben und Rechnen vergessen. „Was es noch schlimmer macht, ist, dass die Kinder automatisch eine Klasse versetzt wurden“, sagte Nsubuga, der selbst Lehrer ist. Der fehlende Stoff und Unterricht sei kaum aufzuholen.

Doch auch die Schulen selbst seien überfordert. Viele Lehrer hätten während der Schließungszeit andere Jobs aufgenommen, um über die Runden zu kommen - vor allem Lehrkräfte von den weit verbreiteten nichtstaatlichen Schulen, die nicht bezahlt wurden. Sie hätten ihrem Beruf jetzt entweder den Rücken gekehrt oder versuchten, ihn neben dem neuen Erwerb unterzubringen. Außerdem seien Schulgebäude marode geworden, Infrastruktur sei zusammengebrochen.

Ganz wichtig sei, die Kinder und Jugendlichen schnell aufzufangen, betonte Nsubuga. „Die 'Kommt-zurück-an-die-Schule-Kampagne' muss weiter gestärkt werden“, sagte er mit Blick auf Bemühungen von Regierung und Hilfsorganisationen, die Schulabbrecher über Rundfunk oder auch Lautsprecheransagen in den Dörfern zurückzugewinnen. Dann müssten dringend die Lücken aufgearbeitet werden, wobei sich auch „Save the Children“ in Zusammenarbeit mit den Schulen engagiere. Und nicht zuletzt sei finanzielle Hilfe nötig: „Wir brauchen Geld, um es den verarmten Familien möglich zu machen, ihre Kinder in die Schule zu schicken.“