Lebensmittelpreise: Welthungerhilfe sieht steigende Hungergefahr

Lebensmittelpreise: Welthungerhilfe sieht steigende Hungergefahr

Bonn (epd). Die Welthungerhilfe warnt angesichts weltweit steigender Preise für Nahrungsmittel vor einer weiteren Verschärfung des Hungers. „Wir beobachten mit Sorge, dass die Preise für Getreide, Milchprodukte, Speiseöl und andere Grundnahrungsmittel derzeit nur eine Richtung kennen: aufwärts“, sagte der stellvertretende Leiter der Politik-Abteilung der Welthungerhilfe, Rafaël Schneider. Anhaltend hohe Kosten für Lebensmittel könnten bestehende Hungerkrisen verschärfen.

Laut UN-Preisindex, der die weltweit am meisten gehandelten Nahrungsmittel abbildet, stiegen die Kosten auf den höchsten Stand seit 2011. Weltweit hungern etwa 811 Millionen Menschen und 41 Millionen leben am Rande einer Hungersnot.

Gründe für den Preisanstieg sind der Welthungerhilfe zufolge unter anderem steigende Energiepreise, Missernten aufgrund des Klimawandels, die Folgen der Corona-Pandemie, eine schlechte Infrastruktur und gewaltsame Konflikte vor Ort. Auch in Deutschland belasteten steigende Lebensmittelpreise die Haushaltskassen vieler Familien. Allerdings gäben sie im Schnitt nur etwa zwölf Prozent für Lebensmittel aus.

Anders sei es in vielen Partnerländern der Welthungerhilfe: „In Sierra Leone hat sich die Zahl der Haushalte, die mehr als 75 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, 2021 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt“, mahnte Schneider. Die Folge: Steigende Preise führten „direkt in den Hunger“. Familien verzichteten zudem auf den Schulbesuch der Kinder, weil diese Geld verdienen müssten.

Auch für das laufende Jahr gibt es den Angaben zufolge keine Anzeichen, dass sich die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise stabilisiere. Die Ernteaussichten für Hungerregionen in Afrika und Asien seien düster. „Länder wie Deutschland sind gefordert ihre Unterstützung für Hungerbekämpfung und ländliche Entwicklung auszubauen. Kurzfristig sollten sie darauf hinwirken, dass Exportstopps für Agrarprodukte vermieden werden“, betonte Schneider.