Traditionelle Frauenkirchen-Vesper nur auf dem Bildschirm

Traditionelle Frauenkirchen-Vesper nur auf dem Bildschirm
Ministerpräsident Kretschmar: Zu Hass und Missgunst nicht schweigen
Gottesdienste mit Tausenden Menschen sind coronabedingt derzeit nicht denkbar. Das trifft auch die Dresdner Frauenkirche. Die vorweihnachtliche Vesper am Donnerstag wurde live im Fernsehen übertragen - ohne Gäste.

Dresden (epd). Zum zweiten Mal hat in der Dresdner Frauenkirche die traditionelle Vesper am 23. Dezember ohne Präsenzpublikum stattgefunden. Wegen der Corona-Pandemie und anhaltend hoher Infektionszahlen in Sachsen war eine Teilnahme nur am Bildschirm möglich. Der MDR übertrug den Gottesdienst live im Fernsehen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) appellierte, auf das Herz zu hören und zu vertrauen - wie es die Hirten in der biblischen Weihnachtsgeschichte vorgemacht hätten.

Zugleich rief der Regierungschef dazu auf, sich einer radikalisierten Minderheit entgegenzustellen - mit Mut und Verstand. Es seien „falsche Propheten unterwegs“, sagte er mit Blick auf radikale Gegner der Corona-Maßnahmen. „Schweigen wir nicht, wenn Hass und Missgunst die Stimme gegeben wird“. Eine radikale Minderheit wolle Zorn verbreiten. „Treten wir ihnen entgegen“, sagte der CDU-Politiker.

Der evangelische Landesbischof Tobias Bilz rief zu Hoffnung und Zuversicht auf. Die Weihnachtsbotschaft von der Geburt Jesu treffe in diesem Jahr auf die angespannte Pandemie-Situation, „in der wir uns nichts sehnlicher wünschen als Erlösung und Befreiung“, sagte Bilz in seiner Predigt. Menschen würden Tag für Tag darum ringen, wie sie die immer neuen Herausforderungen bewältigen sollen.

„Wer sich den Umständen ausgeliefert fühlt, muss mit Ängsten fertig werden und braucht Ermutigung“, sagte Bischof Bilz: „Dort, wo gelitten wird, geht es darum, die nächsten Stunden und Tage irgendwie zu schaffen.“ Gerade unter diesen Umständen werde die Botschaft, dass Gott in einem Kind zu den Menschen kommt, dringend gebraucht.

In seiner Predigt betonte Bilz zudem: In diesen Tagen wünsche er sich, „dass der vielfältige Lärm, der über die Ohren, aber auch die anderen Sinne in uns ein- und bis zum Herzen vordringt, zum Schweigen kommt.“ Auch sollten „selbstbewusste Ansprüche an das Leben klein werden“.

Wegen Corona war der Gottesdienst in den Kirchenraum verlegt worden. Die Feier wurde musikalisch umrahmt vom Sächsischen Vocalensemble unter Leitung von Matthias Jung sowie vom Blechbläserensemble Ludwig Güttler. Die musikalische Gesamtleitung hatte der Dresdner Trompeter und Dirigent, Ludwig Güttler.

Traditionell kommen jedes Jahr am 23. Dezember Tausende Menschen vor der Frauenkirche auf dem Neumarkt zusammen. Die erste weihnachtliche Open-Air-Vesper fand 1993 noch auf der Baustelle der 2005 wieder eingeweihten Frauenkirche statt.