Lauterbach: Ohne Zusatz-Impfstoff wäre Booster-Kampagne zu langsam

Lauterbach: Ohne Zusatz-Impfstoff wäre Booster-Kampagne zu langsam
Nach einer Inventur schlägt Lauterbach Alarm: Der Corona-Impfstoff reiche nicht aus, um das Tempo bei den Booster-Impfungen zu halten. Insgesamt 70 Millionen Menschen müssten so schnell wie möglich geimpft werden - auch wegen Omikron.

Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) macht Tempo bei den Booster-Impfungen gegen das Coronavirus und braucht dafür nach eigenen Angaben deutlich mehr Impfstoff. Mit den derzeit vereinbarten Lieferungen wäre die Booster-Kampagne erst Ende März abgeschlossen und damit zu langsam, sagte Lauterbach am Donnerstag in Berlin. „Damit können wir nicht arbeiten.“ Gleichzeitig kündigte er zusätzliche Impfdosen an, die mithilfe der EU-Kommission für Deutschland geordert werden.

Lauterbach hatte am Dienstag von einem Impfstoffmangel in Deutschland im ersten Quartal gesprochen. Nun nannte er konkrete Zahlen. 50 Millionen Booster-Impfungen stünden aktuell noch aus. Darüber hinaus müssten aber noch rund 20 Millionen Erst- und Zweitimpfungen erfolgen. Folglich stünden für 70 Millionen Menschen nach bisheriger Planung 50 Millionen Impfdosen zur Verfügung - und zwar bis Ende März.

Es könne nicht sein, dass die erfolgreiche Booster-Kampagne ausgebremst werde, „weil wir nicht genug Impfstoff haben“, sagte Lauterbach. Der Gesundheitsminister verwies auf Studien, nach deren Ergebnis erst eine Auffrischung, also eine dritte Corona-Impfung, bei der neuen Omikron-Variante einen guten Schutz vor einer symptomatischen Infektion biete. Sein Ziel sei es daher, einen großen Teil der Auffrischimpfungen schon im Januar zu schaffen. „Impfungen im März sind für eine rasend schnell verbreitete Omikron-Variante nicht mehr wirklich relevant“, sagte er mit Blick auf seine Bemühungen um schnellere Impfstofflieferungen.

Lauterbach sagte zudem: „Ich möchte einfach, dass deutlich mehr Impfstoff da ist, als abgerufen wird, um zu jedem Zeitpunkt die Impfstoffbedarfe ohne Verzug decken zu können.“ Aus seiner Erfahrung als Mediziner wisse er, dass er die Impfärzte „nicht mit einer Excel-Tabelle“ überzeugen könne, dass sie genug Impfstoff hätten, wenn sie sagten, dass dies nicht der Fall sei.

Lauterbach setzt nach eigenen Worten darauf, dass Impfstoff-Dosen, die Deutschland ohnehin bekommen hätte, früher geliefert werden oder zusätzliche Produktionen zu beauftragen. So bekommt Deutschland aus einer zusätzlichen Biontech-Lieferung 80 Millionen Impfdosen, nach Angaben aus EU-Kommissionskreisen allerdings erst im zweiten Quartal 2022. Lauterbach sagte, er hoffe, dass die Vakzine bereits im ersten Quartal kommen.

Die deutsche Impfstoffbeschaffung gehe nicht zulasten ärmerer Länder. Problematisch finde er den Rückkauf von Dosen von der internationalen Initiative Covax, die Impfungen an ärmere Länder verteilt. Diese Strategie verfolge Deutschland derzeit nicht.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, rief die Bevölkerung indes dazu auf, sich an Weihnachten an die Corona-Regeln zu halten, damit das Fest nicht zum „Kickstart für Omikron“ werde. Er bitte darum, die Kontakte auf das nötigste einzuschränken. Am sichersten sei es, wenn alle vollständig geimpft und geboostert seien.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte derweil das Impfzentrum Berlin-Tegel und sprach mit Bürgerinnen und Bürgern in der Warteschlange, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Den Beschäftigten im Impfzentrum habe er für ihre Arbeit gedankt. „Es ist gut, dass die Booster-Kampagne jetzt richtig Fahrt aufgenommen hat“, sagte er.