Studie: Warnung vor riskanten Medikamenten für Schwangere

Studie: Warnung vor riskanten Medikamenten für Schwangere

Stuttgart (epd). Vor Schwangerschaften wird einer am Mittwoch vorgestellten Studie zufolge nicht immer überprüft, ob bestehende Arzneimitteltherapien riskant für die ungeborenen Kinder sind. In einer Umfrage unter 1.300 bei der Barmer-Versicherten, die 2020 Jahr entbunden hatten, gaben mehr als zwei Drittel der Frauen mit ungeplanter und knapp ein Drittel der Frauen mit geplanter Schwangerschaft an, dass ihnen verordnete Arzneimittel nicht auf Unbedenklichkeit überprüft worden seien, heißt es im Barmer Arzneimittelreport 2021.

In der Schwangerschaft erfolge der Medikamenten-Check oft zu spät, um Fehlbildungen verhindern zu können, kritisierte Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer Baden-Württemberg. Noch immer erhielten junge Frauen schädliche Arzneimittel, die zu Fehlbildungen bei ungeborenen Kindern führen können. Diese riskanten Medikamente, sogenannte Teratogene, wurden innerhalb eines Jahres 178.000 der Baden-Württembergerinnen im Alter zwischen 13 und 49 Jahren verordnet. 13.000 von ihnen bekamen den Angaben ein starkes Teratogen.

Zu den starken Teratogenen gehören zum Beispiel Valproinsäure, die bei starker Epilepsie verordnet wird, und Retinoide gegen Akne und bei Schuppenflechte. Bei ihnen werde das Risiko für mögliche Fehlbildungen wie Herzfehler, Intelligenzdefizite, ein offener Rücken oder die Schädigung des Zentralen Nervensystems bis zu 30 Prozent erhöht, hieß es.

Der Schutz des Kindes vor Arzneimittelschäden müsse schon vor der Schwangerschaft beginnen. Dazu sollte die Gesamtmedikation junger Frauen grundsätzlich auf kindesschädigende Risiken geprüft werden - unabhängig von einer Schwangerschaft, so Plötze.

Alle Frauen, die aufgrund ihres Alters schwanger werden können, sollten Anspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan haben - und zwar bei jeder dauerhaften Verordnung und nicht erst ab drei Arzneimitteln.

Für Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer, zeige die Studie, dass Frauen über eine geplante Schwangerschaft vor allem mit ihrem Gynäkologen sprechen. Hausärzte, die am häufigsten Arzneimittel verordnen, würden deutlich seltener über Kinderwünsche informiert. Hier gebe es oft eine vermeidbare Informationslücke, so Marschall.