Marburger Bund: Kliniken brauchen dringend mehr ärztliches Personal

Marburger Bund: Kliniken brauchen dringend mehr ärztliches Personal

Berlin (epd). Die Corona-Pandemie führt laut der Ärztegewerkschaft Marburger Bund zu grenzwertigen Belastungssituationen für das gesamte Personal auf den Intensivstationen. Ärztinnen und Ärzte äußerten in Umfragen vermehrt Frust und Resignation, sagte Verbandspräsidentin Susanne Johna am Dienstag vor der Presse. Wurden schon vor Corona von den Medizinern in den Kliniken jährlich rund 65 Millionen Überstunden geleistet, so sei jetzt in vielen Krankenhäusern die Lage auf den Intensivstationen „untragbar“ geworden.

Die Zahl der Krankmeldungen nehme immer weiter zu, berichtete Johna. Wegen fehlendem Personal sei es nicht mehr überall möglich, alle Patientinnen und Patienten so zu versorgen, wie es nötig wäre. Auch Ärztinnen und Ärzte könnten in diesem Stress krank werden und sich auch vermehrt entscheiden, die Patientenversorgung dauerhaft zu verlassen: „Das ist das, was wir am wenigsten wollen.“

Zudem beklagten die Ärzte ebenso wie das Pflegepersonal die fehlende öffentliche Anerkennung für ihren hohen Einsatz in der Pandemie. Das sei exemplarisch daran zu sehen gewesen, dass die Bundesregierung für die Mediziner bei der Auszahlung im kommenden Jahr zunächst keine Corona-Prämie vorgesehen hatte, so die Vorsitzende. Sie sprach von „einem Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen“. Johna forderte die neue Bundesregierung auf, auch die Leistungen der Ärzte in den Krankenhäusern finanziell zu würdigen.

Die Vorsitzende rief die neue Bundesregierung auf, den Missständen in den Kliniken zu begegnen, die sich auch schon vor der Pandemie gezeigt hätten. „Wir brauchen eine Gesundheitspolitik, die sich an den Versorgungsbedürfnissen der Patienten orientiert und das Versprechen humaner Arbeitsbedingungen nicht länger ad absurdum führt.“ Bund und Länder seien in der Pflicht, die Voraussetzungen für eine hochwertige, flächendeckende Versorgung der Patienten zu schaffen, die auch Krisensituationen standhalte. Das sei derzeit definitiv nicht der Fall, monierte die Verbandschefin.

Anstatt den derzeitigen Kosten- und Verdrängungswettbewerb fortzusetzen, brauche es eine aktive Krankenhausplanung unter Beteiligung der angestellten Ärztinnen und Ärzte. „Mit ein paar Korrekturen an dem derzeitigen Finanzierungssystem ist es nicht getan, wir brauchen einen Systemwechsel.“ Dazu sei es unverzichtbar, ausreichend Personal für die Patientenversorgung zur Verfügung zu haben. „Wenn die neue Regierung hier nicht aktiv gegensteuert, ist die nächste Versorgungskrise vorprogrammiert“, mahnte Johna.