Sachsenhausen-Prozess wird fortgesetzt

Sachsenhausen-Prozess wird fortgesetzt

Brandenburg an der Havel (epd). Der Prozess gegen einen früheren Wachmann des KZ Sachsenhausen wird am Donnerstag in Brandenburg an der Havel fortgesetzt. Erwartet wird unter anderem ein historischer Sachverständiger, der bereits an den vergangenen Verhandlungstagen gehört wurde, wie eine Sprecherin des Landgerichts Neuruppin sagte.

Laut Anklage muss sich Josef S. wegen Beihilfe zum grausamen und heimtückischen Mord in 3.518 Fällen verantworten. Vorgesehen sind insgesamt mehr als 20 Verhandlungstage bis Januar 2022. Josef S. streitet eine Schuld bisher ab. (AZ: 11 Ks 4/21)

Wegen des Gesundheitszustandes des mittlerweile 101 Jahre alten Angeklagten wurde die Verhandlung nach Brandenburg an der Havel verlegt, um dessen Anreisezeit zu verringern. Der Hochbetagte ist nur wenige Stunden am Tag verhandlungsfähig.

Den Ermittlungen zufolge hat Josef S. in der Zeit zwischen dem 23. Oktober 1941 und dem 18. Februar 1945 im KZ Sachsenhausen mehr als drei Jahre als SS-Wachmann gearbeitet. Dazu wurden unter anderem Dokumente aus der Gedenkstätte Sachsenhausen, dem Bundesarchiv in Berlin und der Stasi-Unterlagenbehörde ausgewertet. In der Befragung zu seinem Lebenslauf hatte sich der Angeklagte zwar zu Kindheit und Armeezeit in Litauen, Kriegsgefangenschaft und DDR-Zeit geäußert, jedoch nicht zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte in der vergangenen Woche eine Erklärung des Angeklagten für einen noch ungenannten Zeitpunkt angekündigt.