"Bußgottesdienst": Erzbistum bekennt Schuld im Umgang mit Missbrauch

"Bußgottesdienst": Erzbistum bekennt Schuld im Umgang mit Missbrauch

Köln (epd). Mit einem „Bußgottesdienst“ will das Erzbistum Köln die eigene Schuld und das Versagen im Umgang mit sexualisierter Gewalt durch Geistliche bekennen. Der derzeitige Leiter der Erzdiözese, Weihbischof Rolf Steinhäuser, wird den Gottesdienst am Donnerstag, dem Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, im Kölner Dom halten, wie das Erzbistum ankündigte. Nur geladene Gäste sind zu der Veranstaltung zugelassen. Der Gottesdienst wird ab 11 Uhr vom Bistumssender Domradio übertragen.

Weihbischof Steinhäuser, der während einer Auszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki das Bistum leitet, hatte betont, dass er mit dem Gottesdienst stellvertretend um Vergebung für die Fehler des Erzbistums Köln bitten wolle: „Mit dem Bußgottesdienst bekennen wir unsere Schuld gegenüber dem Herrn, aber auch den Betroffenen gegenüber. Ihnen ist durch sexualisierte Gewalt immenser Schmerz und großes Leid zugefügt worden.“

Der Gottesdienst sei ein Angebot an Betroffene, die Missbrauch erlebt hatten, erklärte Steinhäuser. Die Mitglieder des Betroffenenbeirats haben sich den Angaben nach intensiv an der Vorbereitung des Gottesdienstes beteiligt und werden ihre Perspektive einbringen.

Von Betroffenenseite wurde jedoch auch Kritik laut. Nicht die Opfer hätten zu dem Gottesdienst zu kommen, sondern die Täter müssten Buße leisten, sagte Patrick Bauer, ehemaliges Mitglied im Betroffenenbeirat des Erzbistums, dem WDR. Auch der Diözesanrat als Laienvertretung sei bei der Planung des Gottesdienstes nicht eingebunden gewesen, sagte Geschäftsführer Norbert Michels dem Sender und betonte, dass es nach dem Wunsch der Laienvertretung um ein Schuldbekenntnis des Erzbischofs und der Bistumsleitung gehen sollte. Mitnichten habe der Diözesanrat von einem „Bußgottesdienst“ gesprochen, durch den Betroffene nun erneut instrumentalisiert würden.

Kardinal Woelki ist wegen seines Umgangs mit der Missbrauchskrise im Erzbistum und seiner Kommunikation darüber heftiger Kritik ausgesetzt. Im Juni hatten päpstliche Gutachter den Umgang der Bistumsleitung mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Geistliche geprüft. Im September teilte der Papst seine Entscheidung zum Verbleib Woelkis im Amt mit, gewährte ihm aber auf dessen Wunsch hin eine Auszeit bis März 2022.