Kritik an neuer Jüdischer Kultusgemeinde in Dresden

Kritik an neuer Jüdischer Kultusgemeinde in Dresden
Der Dresdner Rabbiner Akiva Weingarten überrascht mit der Gründung einer neuen jüdischen Gemeinde. Die Neugründung löst Irritationen aus.

Dresden (epd). Die Jüdische Gemeinde in Dresden hat mit Erstaunen auf die Gründung einer neuen Jüdischen Kultusgemeinde in der Landeshauptstadt reagiert. Ausdrücklich werde auf die gelebte Praxis der Einheitsgemeinden in Deutschland hingewiesen, teilte die Gemeinde in einer Erklärung am Freitag in Dresden mit. Demnach hat jede Stadt oder Gemeinde, in der ausreichend viele Juden und Jüdinnen leben, eine Einheitsgemeinde. Unter deren Dach würden sich verschiedenen Strömungen von orthodox über konservativ bis hin zu liberal organisieren.

Dass der ehemalige Dresdner Gemeinderabbiner Akiva Weingarten nunmehr selbst eine jüdische Gemeinde gegründet habe, erstaune sehr, hieß es in der Erklärung, die gemeinsam mit dem Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden und dem sächsischen Landesrabbiner Zsolt Balla verbreitet wurde. Eine Mitgliedschaft in einer jüdischen Gemeinde gibt es demzufolge nach der allgemeinen Auffassung nur in der Einheitsgemeinde.

„Wir sind damit mit einer aktuellen Entwicklung konfrontiert, die wir zunächst in unseren Gremien beraten und beurteilen müssen“, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung. Die Jüdische Gemeinde zu Dresden als Einheitsgemeinde und Körperschaft des öffentlichen Rechts hat den Angaben zufolge 730 Mitglieder.

Gemeindemitglieder würden an Veranstaltungen anderer jüdischer Gruppen und Initiativen teilnehmen und deren Angebote nutzen, hieß es. Dass dies automatisch eine Mitgliedschaft bei anderen „jüdischen Gemeinden“ bedeuten würde, könne der Landesverband weder erkennen noch bestätigen.

Am Freitag hatte die Jüdische Kultusgemeinde Dresden ihre Gründung bekanntgegeben. Ihr gehören nach eigenen Angaben 72 Frauen und Männer an. Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden ist demnach Akiva Weingarten. Weingarten war bis August Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Dresden und wollte eigentlich als Oberrabbiner in die Israelitische Kultusgemeinde nach Nürnberg wechseln.

Er habe entschieden, „seine wichtige Arbeit in Dresden fortzusetzen“ und werde deshalb das ihm angebotene Amt als Oberrabbiner in Nürnberg nicht antreten, hieß es nun. Die neue Gemeinde wurde den Angaben zufolge am 30. September gegründet.

Auf ihrer Internetseite spricht die neue Gemeinde von einer „lebendigen und spirituellen Gemeinschaft, die sich der Feier unseres Glaubens und unserer Traditionen verschrieben hat“. Die orthodoxe Jüdische Religionsgemeinde in Dresden, die nach eigenen Angaben rund 350 Mitglieder zählt, begrüßte die Neugründung. Die Dresdner Einheitsgemeinde ist seit 2001 in der Neuen Synagoge mit angrenzendem Gemeindezentrum zu Hause.