Patenschaftsnetzwerk: Afghanische Ortskräfte unter Druck gesetzt

Patenschaftsnetzwerk: Afghanische Ortskräfte unter Druck gesetzt

Berlin (epd). Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte wirft der Bundesregierung vor, die ehemaligen afghanischen Helfer von Bundeswehr, Bundespolizei, Auswärtigem Amt und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach ihrer Ankunft in Deutschland unter Druck zu setzen. Das Vereinsmitglied Alexander Fröhlich sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Dutzende Betroffene hätten sich hilfesuchend aus Erstaufnahmeeinrichtungen in Brandenburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen telefonisch, per E-Mail oder über Facebook an ihn und andere Vereinsmitglieder gewandt.

„Ihnen wird mitgeteilt, sie seien keine Ortskräfte und gedroht, sie müssten die Erstaufnahmeeinrichtungen verlassen und bekämen keine Sozialleistungen mehr, wenn sie jetzt keinen Asylantrag stellen.“ Fröhlich forderte: „Diese infamen behördlichen Spielchen mit ehemaligen Ortskräften und ihren Familien müssen sofort aufhören. Diese Menschen haben wochenlang in Angst vor Ermordung durch die Taliban gelebt. Viele von ihnen sind traumatisiert und konnten sich nur mit großem Glück in einen der Evakuierungsflüge retten.“

Er kritisierte: „Und jetzt werden sie von deutschen Behördenvertretern in einer gefühllosen, zynischen Weise drangsaliert. Wir verurteilen das aufs Schärfste.“ Zugleich prangerte er die Regelung an, dass nur jene Ortskräfte berücksichtigt werden, die ab 2013 ein Visum für Deutschland angestrebt hatten. Ausnahmslos jeder, der seit Beginn des deutschen Engagements vor gut 20 Jahren in Afghanistan als Ortskraft für Deutschland tätig gewesen sei, „ganz gleich, ob in Direktanstellung oder über ein Subunternehmen“, müsse einschließlich seiner Familienangehörigen Aufnahme und Aufenthaltserlaubnis nach Paragraph 22 Absatz 2 Aufenthaltsgesetz erhalten.

Dabei handelt es sich um eine Aufenthaltserlaubnis zur „Wahrung politischer Interessen“ der Bundesrepublik. Fröhlich sagte: „Wortmeldungen der Taliban zeigen, dass sie ausnahmslos alle Afghanen, die für Deutschland gearbeitet haben, als Feinde betrachten, die den Tod verdienen.“

Zuvor hatte bereits die Organisation Pro Asyl Vorwürfe erhoben, über die die „Frankfurter Rundschau“ berichtete. So sei auf die Afghanen enormer Druck ausgeübt worden, um sie ins Asylsystem zu zwingen.