UN: Massenflucht aus Afghanistan in Nachbarländer bleibt vorerst aus

UN: Massenflucht aus Afghanistan in Nachbarländer bleibt vorerst aus

Genf (epd). Die befürchtete Massenflucht von Afghaninnen und Afghanen in die Nachbarländer ist laut den UN bisher nicht eingetreten. Es seien keine großen Flüchtlingsbewegungen aus dem Land am Hindukusch zu erkennen, sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Babar Baloch, bei einer Videokonferenz in Genf am Freitag. Die Vereinten Nationen hatten nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban vor knapp drei Wochen von einem Exodus über Land gewarnt.

Dennoch bereiten sich die UN weiter auf eine Massenflucht vor. Im schlimmsten Fall könnten mehr als 515.000 Afghaninnen und Afghanen aus dem Krisenland fliehen, sagte Baloch. Das UNHCR stelle humanitäre Güter in Pakistan und anderen Nachbarändern von Afghanistan bereit. Der Sprecher hält sich derzeit im Grenzgebiet von Afghanistan und Pakistan auf und berichtete von dem üblichen Geschäftsverkehr zwischen beiden Ländern. Auch sei nicht zu beobachten, dass seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August afghanische Flüchtlinge aus Pakistan zurück in ihre Heimat gekehrt seien.

Seit Beginn des Jahres sind demnach mehr als 558.000 Menschen innerhalb des Landes am Hindukusch vor Terror und Gewalt und geflüchtet. Zudem evakuierten mehrere Staaten wie die USA und Deutschland in der zweiten Augusthälfte etwa 150.000 Menschen in Flugzeugen aus der Hauptstadt Kabul. In den Nachbarländern leben mehr als 2,2 Millionen registrierte Flüchtlinge aus Afghanistan, die meisten davon in Pakistan und dem Iran. Zudem leben in der Region laut UNHCR weitere drei Millionen Afghanen außerhalb ihres Heimatlandes, sie hätten beispielsweise keine gültigen Ausweispapiere.