Frankfurt a.M. (epd). Laut der Hilfsorganisation Save the Children leidet die afghanische Bevölkerung unter den Sanktionen gegen die Taliban. Dass viele Länder die Entwicklungshilfe nach der Machtergreifung der Taliban ausgesetzt haben, verschärfe die humanitäre Krise in Afghanistan, sagte der Asien-Direktor der Organisation, Hassan Noor, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. So müssten möglicherweise bald Krankenhäuser geschlossen werden, weil der Großteil des Gesundheitswesens mit Hilfe von ausländischen Geldern finanziert worden sei.
Afghanistan zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und ist stark von internationalen Finanzhilfen abhängig. Nach der Machtübernahme der Taliban vor knapp drei Wochen haben mehrere Länder, darunter Deutschland, die Entwicklungshilfe für Afghanistan gestoppt. Auch die Weltbank, die seit 2002 insgesamt 5,8 Milliarden US-Dollar (4,9 Milliarden Euro) in Afghanistan investiert hatte, hat die Zusammenarbeit ausgesetzt.
Noor forderte, dass bei Sanktionen gegen die Taliban die Folgen für die afghanische Bevölkerung nicht aus dem Blick geraten sollten. „Menschen in Afghanistan dürfen nicht für die Machtergreifung der Taliban bestraft werden“, sagte er. Große Teile des afghanischen Staatshaushalts seien von ausländischen Finanzhilfen finanziert worden. Aufgrund der Aussetzung der Zahlungen könnten schon bald Schulen geschlossen werden. Das schade auch der Bildung von Mädchen. Auf keinen Fall dürften Sanktionen die Lieferung von humanitärer Hilfe behindern.
Bereits vor der Machtübernahme der Islamisten hätten elf Millionen Afghaninnen und Afghanen unter Ernährungsunsicherheit gelitten, sagte Noor. Angesichts einer anhaltenden Dürre und der Wirtschaftskrise steige diese Zahl in den kommenden Monaten voraussichtlich. Die internationale Gemeinschaft und Medienschaffende dürften die Menschen in Afghanistan nach dem Abschluss der Evakuierungsmission nicht vergessen.