Psychologe erwartet seelische Langzeitschäden nach Flutkatastrophe

Psychologe erwartet seelische Langzeitschäden nach Flutkatastrophe

Hamburg (epd). Der österreichische Umweltpsychologe Sebastian Seebauer erwartet nach der Flutkatastrophe wie im rheinland-pfälzischen Ahrtal seelische Langzeitschäden. Viele Familien würden noch noch lange unter dem Ereignis leiden, sagte der Sozialwissenschaftler von der Forschungsgesellschaft Joanneum Research in Graz der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“.

„Manche Menschen können nicht mehr schlafen, wenn starke Regenfälle auftreten. Andere fahren nicht mehr in den Urlaub, aus Sorge, nicht reagieren zu können, falls ein Hochwasser kommt“, fügte Seebauer hinzu: „Die Symptome ähneln oft einer posttraumatischen Belastungsstörung.“

Seebauer hat den Angaben zufolge über Jahre hinweg die Opfer des Donau-Hochwassers im Eferdinger Becken vom Juni 2013 begleitet, unter anderem 78 Haushalte, die das Gebiet mit staatlicher Unterstützung verlassen haben. Der Prozess wird in Österreich „Absiedlung“ genannt.

Deutschen Politikern rät Seebauer dringend davon ab, „jetzt sofort ein Absiedlungsprojekt auszurufen und im gegenwärtig herrschenden Schockzustand auf Akzeptanz zu hoffen“. Dass Häuser abgerissen werden und Familien fortziehen, sei allerdings eine wichtige Option im Umgang mit Hochwassergefahren.

„Wir müssen uns auf einen langen Diskussionsprozess einstellen“, sagte der Österreicher. „Aber der muss bald beginnen. Vielleicht nicht, solange Menschen noch ihr Leben wieder auf die Beine stellen müssen. Aber vielleicht in ein, zwei oder drei Monaten, wenn der unmittelbare Schock überwunden ist.“