Patennetzwerk: Lage am Flughafen Kabul bleibt extrem gefährlich

Patennetzwerk: Lage am Flughafen Kabul bleibt extrem gefährlich

Köln (epd). Das Patenschaftsnetzwerk Afghanischer Ortskräfte befürchtet, dass viele einheimische Helfer der westlichen Staaten nicht rechtzeitig aus Afghanistan ausgeflogen werden können. Die chaotische Lage am Flughafen der Hauptstadt Kabul werde sich voraussichtlich nicht entspannen, sagte Sven Fiedler von dem Patenschutznetzwerk am Dienstag im Deutschlandfunk. Vor allem für Familien mit Kindern sei die Situation am Airport extrem gefährlich. Viele visaberechtigte Ortskräfte, die auf den Ausreiselisten stünden, würden am Tor des Flughafens nicht vorgelassen.

Dem Netzwerk sei wegen der chaotischen Zustände wenig über den Verbleib vieler Ortskräfte bekannt, zumal die Telefon- und Internetverbindungen schlecht seien, sagte Fiedler. Es sei extrem schwierig zu sagen, wie viele Ortskräfte bereits gerettet worden seien und wie viele es überhaupt nach Kabul geschafft hätten. Zudem gebe es weiterhin Ortskräfte, die keine Berechtigung für ein Visum hätten, etwa weil sie vor 2013 für die Bundeswehr gearbeitet hätten.

Dies sei aus Sicht des Patenschaftsnetzwerks moralisch „absolut falsch, weil die Taliban keinen Unterschied machen, ob jemand vor drei oder vor sieben Jahren“ für die Nato gearbeitet habe, sagte Fiedler. Bereits heute gebe es Berichte, wonach die Aufständischen bewusst nach ehemaligen Ortskräften oder Helfern von ausländischen Mächten suchten, und vereinzelt sogar Nachrichten von Hinrichtungen.

Seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban vor gut einer Woche bringen westliche Länder ihre Staatsangehörigen und weitere schutzbedürftige Menschen über den Flughafen Kabul außer Landes. Bislang wurde von Evakuierungen bis zum 31. August ausgegangen, es wird aber über eine Verlängerung diskutiert. Ein Taliban-Führer sagte dem britischen Sender Sky News in Doha indes, eine Verlängerung der Frist komme nicht infrage. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte am Montag, es gebe derzeit Gespräche mit dem Ziel eines zivilen Weiterbetriebs des Flughafens, um auch weiterhin das Ausfliegen Schutzbedürftiger zu ermöglichen.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hatte die Bundeswehr bis Montag rund 3.000 Menschen aus 43 Nationen evakuiert. Laut Bundesinnenministerium reisten mehr als 1.800 afghanische Staatsbürger über die Evakuierungsflüge nach Deutschland ein.