Berlin (epd). Menschenrechtler machen die Taliban für ein Massaker an der ethnischen Minderheit der Hazara verantwortlich. Nach der Machtübernahme in der afghanischen Provinz Ghazni Anfang Juli hätten Kämpfer der radikal-islamischen Miliz neun Männer der Hazara-Gemeinschaft getötet, erklärte Amnesty International am Freitag in Berlin. Die brutalen Tötungen bewiesen, dass ethnische und religiöse Minderheiten unter der neuen Taliban-Herrschaft besonders gefährdet seien.
Die überwiegend schiitischen Hazaras machen etwa neun Prozent der rund 36 Millionen mehrheitlich sunnitischen Afghaninnen und Afghanen aus. Die brutalen Tötungen seien ein erschreckender Vorbote dessen, was die Herrschaft der Taliban für Afghanistan bedeuten könnte, sagte die Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. Die Menschenrechtler warnten, dass die meisten Verbrechen der Taliban nicht dokumentiert würden, weil sie den Handyempfang in vielen der von ihnen kontrollierten Gebieten unterbrochen hätten.
Bereits während der ersten Herrschaft der sunnitischen Taliban von 1996 bis 2001 wurden Tausende Hazara getötet. Viele Angehörige der Gemeinschaft kämpften auf der Seite der Nord-Allianz gegen die radikal-islamische Miliz.