Neue Betrugsvorwürfe gegen AWO Wiesbaden

Neue Betrugsvorwürfe gegen AWO Wiesbaden

Frankfurt a.M., Wiesbaden (epd). Die Vorwürfe um Betrug und Bereicherung bei den Kreisverbänden der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Frankfurt am Main und Wiesbaden gehen in eine weitere Runde. Nun wirft der Frankfurter Kreisverband dem Wiesbadener vor, ihn „durch bewusst falsche Abrechnung von Personalkosten über mehrere Jahre um rund 3,2 Millionen Euro betrogen“ zu haben, wie die AWO Frankfurt am Donnerstag mitteilte. Geschäftsführer des Kreisverbandes Frankfurt war Jürgen Richter, Geschäftsführerin des Kreisverbandes Wiesbaden seine Ehefrau Hannelore Richter.

Aufgrund der falschen Abrechnungen hat der Frankfurter Kreisverband nach eigenen Angaben Beträge an den Wiesbadener Kreisverband gezahlt für Mitarbeiter, die dort gar nicht beschäftigt waren. Darüber hinaus seien die Beträge der Höhe nach nicht gerechtfertigt gewesen. Der Schaden sei zu Lasten der AWO Frankfurt gegangen, nicht der öffentlichen Hand. Der Betrug sei möglich gewesen, weil die Rechnungen im Kreisverband Frankfurt nicht auf ihre sachliche Richtigkeit geprüft worden seien. Die AWO Frankfurt habe daher zwei Mitarbeitern des Rechnungswesens fristlos gekündigt und Strafanzeige gegen diese und drei weitere Personen gestellt.

Erst vor einer Woche war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft Frankfurt dem AWO-Kreisverband Frankfurt vorwirft, die Stadt Frankfurt beim Betrieb zweier Flüchtlingsheime zwischen 2016 und 2018 um 2,35 Millionen Euro betrogen zu haben. Wegen dieses Betrugsverdachts laufe ein Ermittlungsverfahren gegen die AWO Frankfurt, teilte die Staatsanwaltschaft dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Ein weiteres Ermittlungsverfahren laufe gegen die AWO Frankfurt wegen des Verdachts überhöhter Abrechnungen beim Betrieb von Kindertagesstätten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Winter 2019/2020 gegen mehrere ehemalige Verantwortliche der AWO-Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden. Es geht unter anderem um weit überhöhte Gehälter, teure Dienstwagen, fragwürdige Beraterverträge zum eigenen Vorteil und den Verdacht auf Abrechnung nicht erbrachter Leistungen. Die Machenschaften waren durch anonyme Hinweisgeber im Herbst 2019 und durch Medienrecherchen aufgeflogen.

Im vergangenen März leitete die Staatsanwaltschaft Frankfurt auch ein Ermittlungsverfahren gegen Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) ein. Dabei geht sie dem Verdacht der Vorteilsnahme nach, weil Feldmanns Ehefrau Zübeyde von der AWO ein überhöhtes Gehalt mit Dienstwagen beim Antritt der Leitung einer Kindertagesstätte bezog. Feldmann hat die Vorwürfe bestritten.