Afghanistan: Bundeswehrverband wirft Politik Versagen vor

Afghanistan: Bundeswehrverband wirft Politik Versagen vor

Köln (epd). Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, wirft der Politik Versagen in Afghanistan vor. „Es ist ein politisches Desaster. Es ist eine Tragödie“, sagte er am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“. „Ich kann dem Bundespräsidenten nur beipflichten: Es ist beschämend, was wir da sehen.“ Der Generalinspekteur der Bundeswehr habe bereits vor mehreren Monaten Evakuierungspläne für Afghanistan ausarbeiten lassen, erklärte Wüstner. Die politische Entscheidung dazu sei jedoch sehr spät gefallen.

Am Sonntag hatten die radikalislamischen Taliban in dem Land am Hindukusch die Macht übernommen. Die Bundeswehr hatte in der Nacht zum Dienstag ihre Evakuierungsaktion für Deutsche und Afghanen - beispielsweise Familienangehörige von deutschen Staatsbürgern und Ortskräfte deutscher Organisationen - begonnen.

Bei Bundeswehr-Veteranen und -Angehörigen gebe es eine „enorme Wut“ über das derzeitige Geschehen, sagte Wüstner. Sie treibe die Frage um, ob der Einsatz in Afghanistan umsonst gewesen sei. „Es geht nicht nur darum, dass man verwundet war, dass man Kameraden verloren hat“, sagte der Verbandsvorsitzende. „Es geht ja auch darum, dass unwahrscheinlich viele Ehen kaputt gingen über all die Zeit der Belastungen.“ Es gebe noch viele Fragen, und die politische Kommunikation sei noch nicht ausreichend. Es gehe Vertrauen in die Politik verloren, erklärte er. Das sei „für Streitkräfte in einer Demokratie nicht gut“.