Essener Arzt steht wegen Tötung eines Covid-19-Patienten vor Gericht

Essener Arzt steht wegen Tötung eines Covid-19-Patienten vor Gericht

Essen (epd). Wegen der Tötung eines niederländischen Covid-19-Patienten muss sich seit Dienstag ein ehemaliger Facharzt des Universitätsklinikums Essen vor Gericht verantworten. Dem 45-jährigen Mediziner wird Totschlag vorgeworfen, weil er im vergangenen November den auf der Intensivstation behandelten 47 Jahre alten Patienten einen Medikamentenmix verabreicht haben soll, der zum Tod des Mannes führte, wie das Landgericht Essen mitteilte.

Zuvor soll der Angeklagte die Ehefrau und den Bruder des Patienten auf die angebliche Aussichtlosigkeit der Therapie hingewiesen und eine palliative Sterbebegleitung empfohlen haben. Die Ehefrau sei aufgrund des ihr suggerierten kurz bevorstehenden Todes ihres Ehemannes mit der Sterbehilfe einverstanden gewesen. Der Ehemann war den Angaben zufolge zuvor wegen einer Lungenentzündung von Venlo in das Essener Klinikum verlegt worden.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die schwere Grunderkrankung des Patienten zum Zeitpunkt des Todes „nicht zwingend irreversibel“ gewesen sei und eine Weiterführung der Therapie möglich gewesen wäre. Der Angeklagte, der auf der Intensivstation der Klinik auch in die Sterbebegleitung von schwerstkranken Patienten eingebunden gewesen war, ließ zum Prozessauftakt über seinen Anwalt die Vorwürfe zurückweisen. Zudem erklärte die Verteidigung, dass die verwendeten Medikamente keine tödliche Wirkung gehabt haben könnten.

Der Angeklagte war Mitte November festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft in zwei weiteren, ähnlich gelagerten Verdachtsfällen gegen den Mann. Diese beiden ebenfalls angeklagten Fälle wurden vom Landgericht Essen jedoch abgetrennt und sind nicht Gegenstand des aktuellen Verfahrens. Für den Prozess sind 15 Verhandlungstage bis Anfang November vorgesehen.