Taliban bemühen sich in Kabul um Normalität

Taliban bemühen sich in Kabul um Normalität

Dubai, Kabul (epd). Nach den chaotischen Zuständen in Afghanistan am Vortag hat sich die Taliban-Führung am Dienstag bemüht, ein Gefühl von Normalität zu vermitteln. Aus dem Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul wies sie ihre Kämpfer an, nicht in fremde Häuser einzudringen und das Eigentum der Menschen zu respektieren, wie der TV-Sender Tolo berichtete. Zudem erklärten die Aufständischen dem arabischen Sender Al-Dschasira zufolge eine „Amnestie“ und riefen Frauen auf, am politischen Leben teilzunehmen.

Auch erschienen wieder Frauen auf dem Bildschirm von Tolo News. Die Journalistin Beheshta Arghand interviewte einen Vertreter der Aufständischen. Und eine Reporterin berichtete aus den Straßen von Kabul. Am Montag hatte der Sender nur männliche Moderatoren und Reporter im Programm gehabt.

Dennoch waren die Straßen von Kabul am Dienstag weiterhin vergleichsweise leer. Viele Geschäfte und Büros blieben dem Sender zufolge geschlossen, es gab wenig Verkehr und deutlich weniger Frauen auf den Straßen.

Derweil wurden die Evakuierungsflüge vom Flughafen der Hauptstadt wieder aufgenommen, wo sich Tausende verzweifelte Menschen versammeln, um außer Landes zu fliehen. US-Soldaten gelang es am Dienstag, Landebahn und Rollfeld zu räumen. Am Montag waren beim Ansturm auf den Flughafen und dramatischen Versuchen von Menschen, sich an die startenden Flieger zu hängen, mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen.

In der Nacht zum Dienstag hatte die Bundeswehr sieben Personen aus Kabul ausgeflogen. Die geringe Zahl liege an den Bedingungen vor Ort, erklärte das Auswärtige Amt am Dienstag. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sprach von einer unübersichtlichen Situation am Kabuler Flughafen und „einer wirklich halsbrecherischen Landung“ der deutschen Transportmaschine. Eine zweite Bundeswehrmaschine warte nun auf grünes Licht der Amerikaner, damit die Evakuierungen fortgesetzt werden könnten, sagte sie im im ARD-„Morgenmagazin“.