Berlin (epd). Deutschland arbeitet nach Worten von Regierungssprecher Steffen Seibert daran, alle deutschen Staatsbürger und so viele schutzsuchende afghanische Ortskräfte „wie möglich“ aus Afghanistan heraus und in Sicherheit zu bringen. Einem Sprecher des Auswärtigen Amtes zufolge gelang dies bislang bei rund 1.900 Afghanen und deren Angehörigen, die für Bundeswehr, die deutsche Polizei oder andere deutsche Behörden und Organisationen gearbeitet haben. Mehrere Tausend Personen wurden demnach aber noch nicht evakuiert. Der Ministeriumssprecher räumte ein, „unsere Einschätzung“, wie sich die Lage am Hindukusch entwickeln würde, „war falsch“. Da gebe es nichts zu beschönigen.
Laut Außenamt haben am Sonntag 40 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Botschaft in Kabul Afghanistan verlassen und sind in Katar angekommen. Ein „operatives Kernteam“ der Botschaft sei am Flughafen von Kabul vor Ort, um weitere Flüge zu koordinieren. Laut Verteidigungsministerium nehmen drei deutsche Militärmaschinen an der Evakuierungsaktion teil. Nach Angaben eines Sprechers soll der für den 31. August vorgesehene Große Zapfenstreich zum Ende des Afghanistan-Einsatzes verschoben werden. Denn die Bundeswehr sei „noch mitten in einer Operation“.
Zu den afghanischen Beschäftigten deutscher Medienhäuser hielt sich der Sprecher des Außenministeriums bedeckt. Man sei sich dieses Personenkreises bewusst, sagte er. Nur kurze Zeit nach dem Rückzug der internationalen Truppen haben die Taliban weite Teile von Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht. Am Sonntag rückten sie bis nach Kabul vor und haben nun die Macht komplett übernommen, wie sie selbst erklärten.