Studie empfiehlt für Insektenschutz 20 Meter breite Uferstreifen

Studie empfiehlt für Insektenschutz 20 Meter breite Uferstreifen
Nur sieben Prozent der Gewässerränder in Deutschland befinden sich in einem ökologisch guten Zustand. Dabei sind sie wichtiges Biotop für Insekten und Filterzone für Dünger- und Pestizideinträge. Der Nabu fordert nun eine Breite von 20 Metern.

Berlin (epd). Für einen effektiven Insektenschutz empfiehlt eine Studie an allen Gewässern Randstreifen von mindestens 20 Metern Breite, die der Natur überlassen werden. Gewässerrandstreifen seien nicht nur eine Pufferzone gegen Pestizid- und Düngereinträge, sondern böten unterschiedlichen Insektengruppen perfekte Lebensbedingungen, sagte der Biologe und Studienleiter Jochem Kail am Dienstag in Berlin. Für die Studie werteten Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen im Auftrag des Naturschutzbundes (Nabu) die Daten von mehreren hundert Untersuchungen aus.

Wenn Gewässerrandstreifen breiter als zehn Meter seien, würden Pflanzenschutz- und Düngemittel effektiv gefiltert und somit in deutlich geringerem Maße in die Gewässer eingespült, sagte Kail. Durch diese Filterleistung seien diese ersten zehn Meter jedoch auch belastet. Deshalb sei neben diesem ersten Pufferstreifen noch Lebensraum in einer Breite von weiteren zehn Metern nötig, in dem die Insekten natürliche Verhältnisse vorfinden.

Mit dem im Juni auf Bundesebene beschlossenen Insektenschutzpaket sei zwar in erster Schritt gemacht worden, die Maßnahmen reichten jedoch bei weitem nicht aus, um die Bestände effektiv zu schützen, sagte die Nabu-Referentin für Biodiversität und Entomologie, Laura Breitkreuz. Das Paket enthält unter anderem ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Uferstreifen auf einer Breite von fünf bis zehn Metern.

Laut Zahlen des Bundesumweltministeriums von 2016 gibt es in Deutschland 1,2 Millionen Kilometer Uferstreifen. Davon sind nur sieben Prozent in einem ökologisch guten Zustand. Mehr als die Hälfte, 54 Prozent, sind in einem unbefriedigenden und schlechten Zustand, bei 36 Prozent und damit mehr als einem Drittel gilt der ökologische Zustand als mäßig. Bundesweit liegt knapp die Hälfte der Gewässerrandstreifen in Grün- und Grasland, 20 Prozent in Ackerland. Rund 29 Prozent sind von Wäldern und naturnahen Flächen umgeben.

Die Gewässerrandstreifen sind laut Kail ein Biotop für Land- und Wasserinsekten. Viele der Tiere lebten im Wasser, bräuchten jedoch die Ufer als Übergangsgebiet beispielsweise zum Ablegen ihrer Larven, erläuterte der Studienleiter: „Hier herrscht eine hohe Biodiversität vor.“

Durch Nährstoffeinträge in die Gewässer wie Dünger und ungeklärte Abwässer wachse mehr Gras statt Blühpflanzen, die Bewuchsdichte nehme zu, der PH-Wert des Bodens verändere sich. Dadurch entstehe mehr Biomasse, die zu Sauerstoffmangel in den Gewässern führe. Damit verlören Insekten ihre Lebensräume.

Um Anreize für Landwirte zum Anlegen breiter Gewässerrandstreifen zu schaffen, plädiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Landjugend (BDL), Kathrin Muus, für Flächentausch und staatliche Förderungen. Der Deutsche Verband der Landschaftspflege (DVL) schlägt dagegen vor, Gewässerpflege zum Bestandteil der Landwirtschaft zu machen. „Wir müssen weg vom System der Ausgleichszahlungen, sondern ein Landwirt muss mit der Produktion von Köcherlarven auch Geld verdienen können“, sagte Sönke Beckmann vom Landesverband Schleswig-Holstein.