Roma-Verband: Mehr antiziganistische Vorfälle durch Corona

Roma-Verband: Mehr antiziganistische Vorfälle durch Corona

Berlin (epd). Die Diskriminierung von Angehörigen der Roma in Deutschland hat in der Corona-Pandemie offenbar weiter zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Berlin veröffentlichte Studie der Dokumentationsstelle Antiziganismus beim Berliner Verein Amaro Foro. Viele Betroffene hätten in dieser Zeit überproportional häufig ihre Arbeit verloren, während der Zugang zu sozialen Leistungen gleichzeitig noch stärker erschwert worden sei.

„Menschen mit selbst- oder fremdzugeschriebenem Roma-Hintergrund sind in Deutschland von vielfältigen Ausschlüssen und Stigmatisierungen betroffen“, erklärte Georgi Ivanov, Vorstandsmitglied von Amaro Foro. Auf diese ohnehin äußerst prekäre Situation habe die Corona-Pandemie wie ein Brandbeschleuniger gewirkt und zu öffentlichen Diffamierungen und existenzbedrohlichen Lebenslagen geführt.

„Menschen in prekären Wohnverhältnissen waren zur Zeit des Homeschoolings auch vom Zugang zu Bildung über Monate de facto ausgeschlossen“, erklärte Mariela Nikolova, Vorstandsmitglied von Amaro Foro. Im Fall von Corona-Ausbrüchen in Häusern, „die als Roma-Häuser gelabelt wurden“, seien die Bewohner durch Politik und Medien stigmatisiert worden. Ihnen als Leidtragenden sei selbst die Schuld zugeschoben worden. Dies entspreche einem uralten antiziganistischen Mechanismus, so Nikolova: „Wir beobachten die Entwicklungen deshalb mit großer Sorge.“ Amaro Foro ist nach eigenen Angaben ein „transkultureller Jugendverband“ von Roma und Nicht-Roma.

Die seit 2014 bestehende Dokumentationsstelle Antiziganismus hat für 2019 und 2020 zahlreiche Diskriminierungsbeispiele in Berlin aufgelistet. Pandemiebedingt habe es einen Rückgang der Meldungen gegeben. Deshalb sei für die vergangenen beiden Jahre eine qualitative Auswertung vorgenommen worden. Dies sei vor dem Hintergrund einer hohen Dunkelziffer sinnvoll gewesen, hieß es weiter. In den vergangenen beiden Jahren wurden demnach mehr als 200 Vorfälle gemeldet, davon fast die Hälfte in Leistungsbehörden. Damit seien seit Beginn des Projekts mehr als 900 direkt gemeldete Vorfälle registriert worden.