"Viel Leid und auch Hilfsbereitschaft erlebt"

"Viel Leid und auch Hilfsbereitschaft erlebt"
Präsides der rheinischen und westfälischen Kirche in Flutgebieten
Der rheinische Präses Latzel und die westfälische Präses Kurschus sprachen in den Katastrophengebieten mit Betroffenen und Helfern. Die Kirche müsse bei den Betroffenen und Opfern sein, erklärten sie.

Düsseldorf, Hagen (epd). Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben sich der rheinische Präses Thorsten Latzel und die westfälische Präses Annette Kurschus beeindruckt von der Hilfsbereitschaft in den betroffenen Gemeinden geäußert. „Wir haben viel Leid und Fassungslosigkeit, aber auch eine unwahrscheinliche Hilfsbereitschaft erlebt“, sagte Latzel am Mittwoch im nordrhein-westfälischen Haan. „Es sind Bilder und Geschichten des Schreckens - und es sind zugleich tief berührende Beispiele von Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt“, sagte Kurschus bei ihrem Besuch in Hagen.

„Die Verwüstungen sind schrecklich: Menschen, die umgekommen sind, verletzt wurden, alles verloren haben. Leben, das von jetzt auf gleich zerstört wurde“, sagte Latzel in Haan, wo im alten Dorfkern des Ortes das Pfarrhaus und die Barockkirche überflutet wurden. Der Theologe hatte in den zurückliegenden drei Tagen unter anderem die besonders betroffenen Kirchengemeinden in Euskirchen, Swisttal-Heimerzheim, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Adenau besucht.

„Wir erleben dankbarerweise eine enorme Hilfsbereitschaft, weil es die Menschen bewegt“, hob Latzel hervor. Es sei wichtig, dass die Kirche jetzt bei den Betroffenen und den Helfern sei, betonte der Präses der rheinischen Landeskirche, die sich über Teile von NRW und Rheinland-Pfalz sowie über das Saarland erstreckt. Die Notfallseelsorger und Gemeindepfarrer seien seit Tagen unterwegs, um da zu helfen, wo Menschen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Manches sei schwer zu ertragen, aber trotz des Elends seien die Orte nicht gottverlassen: „Manchmal höre ich jetzt: Wo ist Gott? Für mich ist Christus tief im Schlamm bei den Bedrängten.“

Die westfälische Präses Kruschus sagte in Hagen, die Bilder von den Schutt- und Müllbergen an den Straßen der Stadt gingen unter die Haut. Die Geschichten, die Betroffene und Helfende erzählt hätten, „werde ich so schnell nicht vergessen.“ Zugleich gebe es tief berührende Beispiele von Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt. „Die Menschen bleiben nicht bei ihrer Verzweiflung stehen, sie fassen Mut und packen tatkräftig an.“ Dabei spielten die Kirchengemeinden mit Trost und Begleitung eine unverzichtbare Rolle.

Die leitende Theologin der westfälischen Kirchen informierte sich in Hagen über Flutschäden in den Kirchen. Zudem sprach sie mit Betroffenen in den Gemeinden und mit Helfern. Unter anderem besichtigte Kurschus im Gemeindehaus untergestellte und gereinigte Kirchenbänke der evangelischen Kirche Dahl.

Seit dem vergangenen Freitag seien nach einem Spendenaufruf der Evangelischen Kirche, unter anderem der Diakonie Katastrophenhilfe, bereits fünf Millionen Euro zusammengekommen. Vier Millionen davon sollen sofort zur Auszahlung freigegeben werden. Die Soforthilfen werden den Angaben nach über einen lokalen Partner, die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, verteilt. Betroffene Gemeinden sollen unbürokratisch jeweils 10.000 Euro bekommen können. Den Menschen werde Bargeld ausgezahlt, erläuterte Latzel. Bei der Kollekte am kommenden Sonntag werde ebenfalls für die Flutopfer gesammelt.